The Boys – Dear Becky #1-8 (Ennis, Braun)

Die Serie war seit Jahren abgeschlossen, auf dem Bildschirm bereits seit 2019 die angenehm gewalttätige Amazon-Adaption zu sehen, da schob Garth Ennis 2020 The Boys eine achtteilige Serie hinterher. Dear Becky kreist um ein Tagebuch, das Butcher Baker seiner Geliebten hinterlässt und das Wee Hughie in die Hände fällt. War doch eigentlich alles auserzählt, will Ennis noch einmal in seine Serie zurück – um Lücken zu füllen, die keinen gestört haben.

Dear Becky ist eine quälende Angelegenheit. Das fängt mit dem – im direkten Vergleich mit Darick Robertson – vergleichsweise unansehnliche Artwork von Russ Braun an (stattgegeben – er durfte ja schon in der Stammserie wirken). Das geht über Seiten, auf denen nichts passiert, als langweiliges Gelaber. Das endet mit Plot, der sich auch in vier Heften mühelos erzählen ließe und der das Große und Ganze von The Boys so gar nicht weiter bringt.

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Sweet Tooth – The Return #1-6 (Jeff Lemire)


Lange ist die Lektüre von Sweet Tooth her, und das ist im Fall des Sequels Sweet Tooth – The Return nichts Schlechtes: Wann immer dem Tierling Gus Flashbacks in den Kopf schießen, fragt man sich auch selbst, wie es damals in der Hauptgeschichte war. Statt eines Nachfolgers ist The Return eher eine Elseworlds-Geschichte, sie bringt nichts Neues, aber die alte Prämisse trägt die sechs Ausgaben.

Die Zeichnungen von Jeff Lemire sind immer noch abscheulich, aber sein grafischer Erzählstil sorgt mitunter für gelupfte Brauen. Zudem ist das Bild-Text-Verhältnis sehr ausgewogen, so dass man in einem Rutsch durchkommt. Leider ist das Ende zutiefst unbefriedigend – erscheint es mehr wie ein Aufschlag als ein Abschluss. Schließlich also keine Zeitverschwendung, aber auch keine wesentliche Bereicherung.

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Get Fury #1-6 (Ennis/Burrows)


Hoch waren die Erwartungen, schließlich schreibt keiner einen so harten Punisher wie Garth Ennis. Und die Prämisse von Get Fury, dass Frank Castle den einäugigen Banditen aus vietnamesischer Kriegsgefangenschaft herausholen soll, befeuert die Vorfreude noch weiter. Wenn es dann in der ersten Ausgabe noch zu sporadischen Ausbrüchen exzessiver Gewalt kommt, müsste eine vergnügliche Zeit vorbestimmt sein. Ist sie aber leider nicht.

Wenngleich Jacen Burrows’ Bemühungen um unauffällige Schönheit in ihren stärksten Momenten an Steve Dillon erinnern, ist Get Fury vor allem eines: Gelaber. Eine uninteressante Verschwörungsgeschichte, eine uninteressante Rahmenhandlung, eine uninteressante Familiengeschichte. Wie viel Lust Ennis zum Labern hat, zeigt sich in der letzten Ausgabe auf vier Seiten Prosa. Holt Harry raus beworben, aber Vietnam serviert.

Swinsian > Doppler > Musik-App


Alles könnte immer besser werden, aber vieles wird immer schlimmer.

Zum Beispiel die Musik-App (vormals: iTunes). Die könnte – was sie einst war – eine einfach zu bedienende Anwendung sein, um der lokalen oder auf einem Netzwerkspeicher abgelegten Musik-Mediathek zu lauschen, sich währenddessen an Cover-Artwork zu ergötzen und immer mal wieder Lieblinge und Neuzugänge auf Mobilgeräte zu schieben.

Ist sie aber nicht (mehr).


Stattdessen nervt Musik auf dem Mac immer wieder. Etwa durch die Integration von Apples Musik-Abodienst. Die kann man zum Glück abschalten. Aber warum ist die Suche so schlecht? Wenn man diesen Song von Black Sabbath hören möchte, der irgendwas mit ‚Insanity‘ im Titel hat – und die Musik-App behauptet, es ‚wurden keine Ergebnisse für „sabbath insanity“ gefunden‘ – was nicht stimmt. Schließlich findet sich auf „Dehumanizer“ ja „Masters of Insanity“. Keine last.fm-Anbindung, um anderen zu zeigen, was man gerade hört. Ein Metadaten-Editor so umständlich, dass man lieber auf Mp3tag ausweicht.

Maß und Schnauze voll.


Doppler ist eine schöne, schlichte Lösung, um eine lokale Mediathek zu genießen – und hat sogar Ableger für iPhone und iPad. Allerdings ist es mit intelligenten Wiedergabelisten (noch immer nicht) weit her.


Swinsian indes sieht vielleicht nicht ganz so hübsch aus wie Doppler, lässt sich aber durch Zurechtkonfigurieren aufhübschen: Es kann aussehen wie die Musik-App oder wie der Finder oder wie es am besten zum persönlichen Geschmack und Workflow passt. Die Suche ist schnell, es springt auf die Media-Tasten an und – ist zwar nicht wie Doppler und Musik kompatibel zu Sleeve – kann aber das Cover-Artwork der aktuellen Wiedergabe und ausgewählte Metadaten von Haus aus auf dem Desktop darstellen. Mehr noch, darf man die Darstellung auch hier sogar an den persönlichen Geschmack anpassen. Ach: Auch der Editor für Tags ist viel besser als das, was die Musik-App bietet.

Die Entwicklung von Swinsian geht nur sehr langsam voran, aber das ist nicht schlimm, denn die Software ist abgehangen und lässt kaum Wünsche offen. Wer einen Blick in die Zukunft werfen möchte, kann die Beta-Version von Swinsian 3 testen, die unter anderem einen Dark Mode mitbringt. Dafür Swinsian 2 öffnen und mit gedrückter [alt]-Taste auf den Menü-Eintrag „Swinsian“ klicken.

WordPress-Beiträge automatisch bei Mastodon veröffentlichen

Fast jedes Mal, wenn der Laster einen seiner höchst interessanten Beiträge veröffentlicht, vergisst er vor intellektueller Erschöpfung, die breitere Weltöffentlichkeit jenseits der RSS-Abonnenten und Gelegenheitsbesucher darüber zu informieren. Um zumindest die Gefolgschaft auf Mastodon zu erreichen, wollte er einen Spam-Bot einrichten, der zumindest die Menschen im Fediverse automatisiert auf neue Beiträge hinweist.

Die Inbetriebnahme des auf Mastodon empfohlenen ActivityPub-Plugins für WordPress war nicht von Erfolg gekrönt. Die Fehlermeldung „Der WebFinger-Endpunkt ist nicht erreichbar“ deutete in Richtung der Lösung. Aber weil der Laster keine Lust hatte in seiner Server-Konfiguration herumzupfuschen, zog er kurzerhand weiter.

Die für ihn funktionierende Alternative ist das Share-on-Mastodon-Plugin. Mit der klappt die automatische Veröffentlichung reibungslos. Eine Vorlage lässt die Wahl, welche Informationen ein automatischer auf den Post verweisender Mastodon-Beitrag enthalten soll. Dabei publiziert das Plugin – im Gegensatz zum erstgenannten Mitbewerber, das ein neues Profil eröffnet – über das bereits bestehende Mastodon-Konto. Schön auch, dass sich selektiv spammen lässt. Bedauerlich indes, dass das Template nicht alle Emoji zu unterstützen scheint. Dann eben Unicode mit ⚓ sowie ☞ und ☜.

Und… ja, Plugin-Ökonomie ist angesagt und ja, WordPress kann das Spammen im Social Web mittlerweile von Haus aus. Aber die Bordmittel-Lösung ist nicht so gut konfigurierbar wie die Alternative(n).

Und wer von Mastodon noch nichts gehört hat, sich einlesen möchten und den passenden Client sucht, der liest diesen kenntnisreichen Artikel hinter der heise-Bezahlschranke.