Tailscale als WireGuard-Fallback-Lösung

Aus unerfindlichen Gründen setzte gestern das WireGuard aus.

Zum Hintergrund: WireGuard läuft auf einem RaspberryPi im lokalen Netzwerk und spannt mit Hilfe des DynDNS-Dienstes von ddnss.de durch die Fritz!Box einen VPN-Tunnel auf. In diesen tauchen alle Geräte mittels Passepartout automatisch ein, sobald sie das WLAN verlassen. In der Folge besteht auch aus dem 5G-Netz die Möglichkeit, per Jellyfin oder Audiobookshelf Inhalte zu streamen, die auf einem NAS im lokalen Netzwerk lagern.

Problem als Chance begreifen und eine gute Gelegenheit, Tailscale auszuprobieren, das bereits mehrfach als „einfache Alternative zu einem persönlichen VPN“ gepriesen wurde.

Erste Hürde: Für die Einrichtung eines Tailscale-Benutzerkontos muss zwingend ein Identity-Provider (Apple, GitHub, Google, …) gewählt werden. Die Anmeldung mittels selbstgewähltem Benutzernahmen/E-Mail und Passwort ist nicht möglich.

Im zweiten Schritt werden bedürftigen Geräte mit dem persönlichen Tailscale-Netzwerk verbunden, indem die Tailscale-Apps auf diese geladen werden. Diese stehen unter anderem für macOS, iOS/iPadOS/tvOS und auch Synology-NAS zur Verfügung. Nach der Anmeldung in den jeweiligen Apps finden diese – zumindest dem Augenschein nach – in einem Netzwerk zusammen. Die vielbeschworene Tailscale-Magie.

Im Gegensatz zum WireGuard-VPN, durch den sich alle Geräte und auf diesen laufende Dienste mit ihren tatsächlichen IP-Adressen ansprechen ließen, erfordert Tailscale eine Konfigurationänderung. Jedem der in den Tailscale-VPN eingeklinkten Geräte weist der Dienst eine neue (feste) IP-Adresse zu. Alternativ ist eine Verbindung über den Gerätenamen möglich, der in Tailscale hinterlegt ist (MagicDNS). Das bedeutet, dass der Audiobookshelf-Client Plappa nicht mehr über 192.168.0.4:13378 und Benutzername/Passwort auf die auf dem NAS lagernden Hörbücher zugreift, sondern über 100.77.1.54:13378. Das gleich gilt für den Zugriff mit der Dateien-App auf dem iPhone auf NAS-Dateien: einmal IP-Adresse ändern bitte.

Tatsächlich klappt das aber tadellos.

Zumindest als Fallback-Lösung zum selbst-gerosteten WireGuard-Tunnel – der mittlerweile aus unerfindlichen Gründen wieder läuft – scheint das kostenlose Tailscale eine sehr gute Alternative. Die weiteren Möglichkeiten – SSH-Verbindungen oder eine Backup zwischen zwei Synology-NAS – sollen bei Bedarf und Gelegenheit ausgelotet werden.

Mehr über die Funktionsweise von Tailscale legt der Betreiber in einem Blogpost dar.

Es bleibt abzuwarten (und zu hoffen), dass diese praktische kostenlose Lösung noch lange durch Business-Kunden querfinanziert wird.

Was tun, wenn sich Dateien nicht aus der Nextcloud löschen lassen?

Ein mysteriöser Fall: Nach dem Bereitstellen wurde eine Datei aus dem selbst-gehosteten Nextcloud-Share gelöscht und auch auf keinem der verbundenen Rechner mehr angezeigt. Allerdings war sie über das Webinterface der Nextcloud-Installation weiterhin zu sehen und auch der für den Sync zuständige Desktop-Client spuckte fleißig Fehlermeldungen aus. Allein schon aus ästhetischen Gründen musste dagegen vorgegangen werden.

Die Lösung besteht aus drei Schritten.

Im ersten Schritt verbindet man sich über einen FTP-Client mit dem Hosting und sucht darin den Nextcloud-Ordner, in diesem den Config-Ordner und in diesem die Datei config.php. Nun die config.php mit dem Editor der Wahl öffnen und folgende Änderungen vornehmen:

a) die Zeile ‘maintenance’ => false, ändern in ‘maintenance’ => true, so dass die Nextcloud-Installation in den Wartungsmodus versetzt wird.

b) die Zeile ‘filelocking.enabled’ => true, ändern in ‘filelocking.enabled’ => false, so dass das File Locking abgeschaltet wird. Sollte die Zeile nicht vorhanden sein, einfach ergänzen.

Nun diese beiden Änderungen an der Datei config.php speichern.

Im zweiten Schritt über den Browser in das Backend des Hostings einloggen und die zur Nextcloud-Installation gehörige Datenbank lokalisieren. Mittels phpmyadmin werden nun alle Einträge in oc_file_locks gelöscht.

Nun durch die Bearbeitung der beiden Zeilen in der config.php den Wartungsmodus wieder ausschalten und das File Locking wieder einschalten.

Über das Webinterface lässt sich die renitente Datei nun löschen. Fünf Minuten Gefrickel, aber Ordnung wieder hergestellt.

Eine ausführlichere und sehr verständliche Anleitung mit einem zweiten Weg findet sich auf der Seite von Lars Mielke. Der Mann hat hier auch gute Tipps zur Optimierung der Nextcloud.

Persönliche Klingeltöne auf dem iPhone verwenden


Einen persönlichen Klingelton auf das iPhone zu bringen ist kein großes Kunststück…

…vorausgesetzt die Datei liegt auf dem Mac als M4R-Datei vor (nichts anderes als eine umbenannte M4A-Datei).

Sollte die Datei in einem anderen Format vorliegen, lässt sich die Umwandlung in das verkappte Apple Lossless mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch das kostenlose Adapter bewerkstelligen.

…vorausgesetzt iMazing ist auf dem Mac installiert. Selbst mit der kostenlosen Testversion ist die Übertragung auf ein an den Mac angeschlossenes iPhone möglich über „Werkzeuge“ → „Schnellübertragung“.

Anschließend tauchen das oder die neuen Geräusche auf dem iPhone auf unter „Einstellungen“ → „Töne & Haptik“.

Wer dabei Wert auf eine ordentliche Anzeige legt, bearbeitet die Metadaten der Klingeltöne vor dem Übertragen mit Mp3tag.

Gerüchte: iOS 26 soll hinsichtlich der Übertragung von Klingeltönen eine Erleichterung bringen. Aber es ist ja vielfach alte Hardware im Einsatz.

Siemens-Waschmaschine mit Fehler F21 reparieren

Kaum etwas wirft Familien in einem Haushalt des zivilisierten Abendlandes so sehr aus der Bahn, wie defekte weiße Ware – wenn Waschmaschine und Geschirrspüler unvermittelt nicht mehr wollen, wie sie sollen.

Nach dem AEG Performer Cyclonic ASPC7120 Staubsauger, der nach acht Jahren den Geist aufgab, signalisierte in der vergangenen Woche die Siemens-Waschmaschine E14 4G durch Anzeige von Fehler F21 im Display, dass etwas nicht mit ihr stimmte.

In der Hoffnung, dass es sich um ein Versehen handelte – die Maschine sich lediglich verschluckt hätte – ein Software-Reset:

  1. Waschmaschienentür schliessen
  2. Programmwahlschalter auf „Aus“ stellen
  3. Zwei Sekunden warten
  4. Programmwahlschalter auf Position 8 (18 Uhr) stellen
  5. Warten, bis Start/Pause-LED blinkt
  6. Drehzahlwahltaste gedrückt halten
  7. Zwei Sekunden warten
  8. Programmwahlschalter auf Position 9 stellen
  9. Drehzahlwahltaste los lassen

Der Fehler war gelöscht, doch beim nächsten Wäscheanlauf zeigte das LED-Display erneut, was keiner lesen mag: F21.

Das Ergebnis kurzer Recherche: F21 deutet auf eine Störung des Antriebs hin. In vielen Fällen sind jedoch lediglich die Motorkohlen abgenutzt, die sich mit etwas Geschick und Chardonnay selbsttätig wechseln lassen.

Um die passenden Ersatzteile beschaffen zu können, gilt es die Gerätetyp-Nummer zu ermitteln (hier: WM14E4G2/05). Diese findet sich auf einem Typenschild, das sich an verschiedenen Stellen auf dem Gerät befindet. Welche das sind, zeigt Siemens auf seiner Website 1.

Mittels Gerätebezeichnung und Typennummer finden sich bei eBay zahlreiche Händler die „Motorkohlen“ einschließlich Versand unter zehn Euro anbieten. Gekauft wurde hier und am Folgetag geliefert. Auf eBay und abseits der Plattform finden sich auch Original-Ersatzteile für das Vierfache des Preises, die länger halten sollen – aber eben nicht vier mal so lang. Weiter auf dem Einkaufszettel: Ein Bogen Schleifpapier mit 1.000er- oder 1.200er-Körnung.

Was folgt ist ächzen, schrauben, reinigen, schleifen, fummeln und alles wieder zusammenbauen. Wie es geht, zeigt dieses Video sehr anschaulich und geerdet. Gut beleuchteter Fokus auf das Einsetzen der Kohlen hier und hier.

Wichtig für die Operation:

  • Ratsche mit Torx 20 entfernt die Schrauben an Rückseite und im Boden.
  • Boden vorsichtig abheben, damit der Schwimmer nicht abreißt.
  • Für den Ausbau des Motors bedarf eines 10er-Maul-/Ringschlüssels da es im Inneren für die Ratsche zu eng wird.
  • Der Motor lässt sich einfach zerlegen und der der Kohlenstaub ausblasen. Das Abschleifen der Kupferkontakte (dafür das Schleifpapier) ist ebenfalls eine gute Idee.
  • Kohlen richtig herum einsetzen. Am besten nach dem Einsetzen den Motor mit der Hand drehen, um sicher zu gehen, dass er sauber läuft.

Am Ende hat der Mensch über die Technik gesiegt, die Waschmaschine wäscht wieder. Daher: No fear and don‘t take shit from anybody – neither man nor machine.

P.S. Eine gute Anlaufstelle für Reparaturanleitungen und -anfragen bei defekten Haushaltsgeräten: das Forum von TeamHack.


  1. https://www.siemens-home.bsh-group.com/de/kundendienst/typenschildfinder ↩︎

Pfui Datumslupe. Zyklop go away!

Automatische Uhren sind ja schon eine faszinierende Sache. Es muss ja keine Rolex Submariner Date sein – andere Mütter haben ja auch annehmbare Töchter.

Was jedoch nervte an der günstigen aber zweckdienlichen Invica Pro Diver 8926OB mit ihrem hübschen durchsichtigen Boden und dem zuverlässigen Seiko NH35 Werk: die Lupe. Auf dem Glas befand sich bis vor kurzem ein klobiger und störender Vergrößerungsglasbaustein (in eingeweihten Kreisen „Zyklop“).

Diesen zu entfernen gestaltete sich mit etwas angelesenem Hintergrundwissen als mühelos. Die Lupe war vom Hersteller mit einem unter UV-Licht härtenden Kleber angebracht. Dieser sollte jedoch nicht hitzebeständig. Also: Feuerzeugflamme für zehn Sekunden auf die Lupe und diese mit einem Skalpell einfach abheben. Das Saphirglas mit Isopranol polieren und fertig ist die Laube.

Hier hat sich jemand bei der Arbeit gefilmt:
https://www.youtube.com/watch?v=SzhYmhawDCg