Hausmittel: Einfach besser kleben


In einem Haushalt mit minderjährigen und enthemmten Zerstörungsmaschinen findet – wenig verwunderlich – fortlaufend Zerstörung statt.

Bei Büchern, die sich dem Blättern von in Fadenheftung widerläufiger Richtung verweigern, hilft transparentes Paketklebeband. Man will kein billiges, denn das ist beim Abrollen unangenehm laut, reißt an unvorhergesehenen Stellen und klebt am besten mit sich sich selbst und weniger besser mit dem Opfer der Zerstörung. Daher: Nur Tesa mit ASIN B07WSHFTDJ.

Bei im – Idealfall gebrochenen und im schlechteren Fall gesplittertem – Plastik hilft Sekundenkleber. Dabei spielt es keine Rolle, wie viel Geld man ausgibt, denn es ist immer Cyanacrylat drin. Daher gerne Pattex von Action. Um richtig gute Arbeit machen zu können, bedarf es allerdings einer zweiten Komponente: Natron/Natriumhydrogencarbonat/NaHCO3. Das ist auch in Backpulver enthalten, aber es empfiehlt sich reines Natron („Kaiser“) und nicht der Verschnitt mit Zitronensäure und Stärkepulver.

Zum Vorgehen bei sauberen Bruchstellen:
1. Eine Seite der Bruchstelle mit Sekundenkleber benetzen und Bruch zusammenfügen.
2. Verklebte Bruchstelle behutsam mit Natron pudern.
3. Verklebte und gepuderte Stelle mit Sekundenkleber benetzen.
4. 24 Stunden warten.
5. Abschleifen.
6. Sich an der erfolgreichen Arbeit erfreuen, bis das Teil an anderer Stelle zerstört wird.

Zum Vorgehen bei unsauberen Bruchstellen:
1. Defekte Teile justieren und Spalt(e) mit Natron auffüllen.
2. Großzügig Sekundenkleber eingießen.
3. Warten.
3. Natron nachpudern.
4. Sekundenkleber nachträufeln.
5. 24 Stunden warten.
5. Abschleifen.
6. Sich an der erfolgreichen Arbeit erfreuen, bis das Teil an anderer Stelle zerstört wird.

In beiden Fällen gilt wie immer: Bedächtig aber zügig arbeiten und die Unterlage nicht vergessen.

Bitte, gern‘ geschehen!

Teufel, Dein Name ist „Wischachslager“

Der Heckscheibenwischer des 318i Touring (E91) wollte nicht mehr wie er sollte. Rütteln half nichts. WD40 half nichts – und war eine dumme Idee, weil man solcherlei Problemen mit Beschlägespray zu Leibe rücken sollte. Was half war: Recherche.

Der seinen Dienst verweigernde Heckwischer erwies sich als bekanntes BMW-Problem: Wird zu wenig gewischt, gammelt der Wischer fest. Tatsächlich nicht der Wischer, sondern das Wischachslager. Das steckt innenseitig im oberen Teil der Heckscheibe und ist durch einen gefederten Stift mit dem Wischermotor verbunden.

Dieses Video machte Mut:

Der Aus- und Einbau erscheinen handhabbar.

Große Irritationen dann beim Ersatzteil-Shopping auf Basis der Original-Teilenummer (3398005988): Die Preisspanne reichte bei bei eBay von unter 15 Euro für China-Importe über um 50 Euro für Ersatzteile aus deutscher Fertigung bis hin rund 150 Euro für das Originalteil.

Der Beginn einer Odyssee: Das erste bestellte Bauteil aus deutscher Fertigung (AIC) passte nicht. Zu dick. Das zweite Bestellte Bauteil vom eBay-Chinesen passte, hatte aber einen zu kurzen Stift, so dass der nun bewegliche Wischer und sein Antrieb nicht zusammenkamen. Das dritte bestellte Bauteil war wieder von AIC – im gleichen Karton mit der gleichen Teilenummer wie das erste Wischachslager. Irrer Twist: Es passte.

Also: Wenn der Heckscheibenwischer nicht wischen mag, Lager checken und wechseln. Toller (Ersatzteil-)service der W+S Autoteile GmbH: Nach Durchgeben von Fahrzeug-Identifizierungsnummer, HSN und TSN (finden sich allesamt im Fahrzeugschein) gab es einen Link zum passenden Produkt – das auch zurückgenommen worden wäre.

In einem weniger aufregenden Nebenstrang der Geschichte ging es um passende Wischblätter.

Kurzfassung:

Wenn
Fahrzeug-Identifizierungsnummer = WBAUS310X0A531225
HSN = 0005
TSN = ALK-00035
und die Montageart „geklemmt“ ist, dann passen und wischen zufriedenstellend
– Bosch Aerotwin A 929 S (vorne) [ASIN: 3165144052562]
– Bosch Aerotwin A 340 H (hinten) [ASIN: 4047023019813]

Gern geschehen!

Ach ja: Proxxon 23040 = schwer, aber bester Kasten. Wird sicher vererbt.

The Boys – Dear Becky #1-8 (Ennis, Braun)

Die Serie war seit Jahren abgeschlossen, auf dem Bildschirm bereits seit 2019 die angenehm gewalttätige Amazon-Adaption zu sehen, da schob Garth Ennis 2020 The Boys eine achtteilige Serie hinterher. Dear Becky kreist um ein Tagebuch, das Butcher Baker seiner Geliebten hinterlässt und das Wee Hughie in die Hände fällt. War doch eigentlich alles auserzählt, will Ennis noch einmal in seine Serie zurück – um Lücken zu füllen, die keinen gestört haben.

Dear Becky ist eine quälende Angelegenheit. Das fängt mit dem – im direkten Vergleich mit Darick Robertson – vergleichsweise unansehnliche Artwork von Russ Braun an (stattgegeben – er durfte ja schon in der Stammserie wirken). Das geht über Seiten, auf denen nichts passiert, als langweiliges Gelaber. Das endet mit Plot, der sich auch in vier Heften mühelos erzählen ließe und der das Große und Ganze von The Boys so gar nicht weiter bringt.

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Sweet Tooth – The Return #1-6 (Jeff Lemire)


Lange ist die Lektüre von Sweet Tooth her, und das ist im Fall des Sequels Sweet Tooth – The Return nichts Schlechtes: Wann immer dem Tierling Gus Flashbacks in den Kopf schießen, fragt man sich auch selbst, wie es damals in der Hauptgeschichte war. Statt eines Nachfolgers ist The Return eher eine Elseworlds-Geschichte, sie bringt nichts Neues, aber die alte Prämisse trägt die sechs Ausgaben.

Die Zeichnungen von Jeff Lemire sind immer noch abscheulich, aber sein grafischer Erzählstil sorgt mitunter für gelupfte Brauen. Zudem ist das Bild-Text-Verhältnis sehr ausgewogen, so dass man in einem Rutsch durchkommt. Leider ist das Ende zutiefst unbefriedigend – erscheint es mehr wie ein Aufschlag als ein Abschluss. Schließlich also keine Zeitverschwendung, aber auch keine wesentliche Bereicherung.

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Get Fury #1-6 (Ennis/Burrows)


Hoch waren die Erwartungen, schließlich schreibt keiner einen so harten Punisher wie Garth Ennis. Und die Prämisse von Get Fury, dass Frank Castle den einäugigen Banditen aus vietnamesischer Kriegsgefangenschaft herausholen soll, befeuert die Vorfreude noch weiter. Wenn es dann in der ersten Ausgabe noch zu sporadischen Ausbrüchen exzessiver Gewalt kommt, müsste eine vergnügliche Zeit vorbestimmt sein. Ist sie aber leider nicht.

Wenngleich Jacen Burrows’ Bemühungen um unauffällige Schönheit in ihren stärksten Momenten an Steve Dillon erinnern, ist Get Fury vor allem eines: Gelaber. Eine uninteressante Verschwörungsgeschichte, eine uninteressante Rahmenhandlung, eine uninteressante Familiengeschichte. Wie viel Lust Ennis zum Labern hat, zeigt sich in der letzten Ausgabe auf vier Seiten Prosa. Holt Harry raus beworben, aber Vietnam serviert.