Big Thali. Indien 2015: Überall ist Maike


Die Festungsanlage von Jaisalmer ist genau so rummelig, wie die Stadt um sie herum. Müll, Souveniers und Bauschutt. Immerhin in der sengenden Sonne ein Blick über die Wüstenstadt. Auf Balkone die teils als Altpapierdepot teils als Familienschlafstatt dienen. Die Flucht vor dem himmlischen Feuerball treibt in eine staubige Kaschemme, in der Lemon-Soda stilecht mit dem Finger im Glas serviert wird. Der Finger, mit dem die Kellnerperson kurz darauf die Flusen aus ihren Zehen puhlt und die üblichen Fragen stellt: Where do you come from? First time in India? Do you like?

Als unser Heimatland zur Sprache kommt, die interssierte Nachfrage: Ob die Frau denn eine Schwester von Maike sei? Die käme auch aus Deutschland und sei ihr aus dem Gesicht geschnitten. Also blond, mit blauen Augen und eben deutsch. Maike habe ja seinen guten Freund Navi geheiratet und mit nach Deutschland genommen. Navi fand das super, Navis Mutter war nicht so angetan, weil Maike schon zwei Inder von Navi geheiratet hatte, die aber wohl irgendwelche Macken hatten. Zum Abschied dürfen wir noch einen Blick in das Gästebuch werfen, wo sich auch Maike verewigt hat. Zügig geht es weiter in die Wüste. Ein kurzer Stopp im Nirgendwo, wo es statt Kunsthandwerk einen Traktor und Schlafende zu betrachten gibt.


Weiter. Zusammen mit Päarchen aus Kolumbien und Weißrussland und einer unerträglich geschwätzigen Australierin mit ihren Lebensabschnittsgefährten. Für sie war alles awesome und amazing und selbt das Erdbeben in Nepal war irgendwie toll. Alle dürfen an ihren spinnerten Plänen teilhaben: Nach Indien durch Europa reisen, mit einem zu kaufenden Wohnmobil, für kleines Geld. Sie nutzt unsere Anwesenheit für Detailfragen: You guys got the metric system? How much is a litre of gasoline in Germany? Viel Spaß auf der Zulassungsstelle! Viel Spaß mit 1.000 Euro pro Monat im Budget! „Gute Reise“ mit einem boshaft-schadenfroh falschem Lächeln.

Es geht auf die Kamele, durch ereignisarme Landschaft. Sand, Sand, Sand, Sträucher und natürlich ein wenig Müll. Wir sind hier schließlich in Indien. Die Wackelei ist mit dem Ritt auf einem Elefanten vergleichbar, einzig das Aufbocken und Hinhocken der Höckerträger gewöhnungsbedürftig. Selbst mitten in der Wüste zieht Miss Australia es vor Mitreisenden das Naturerlebnis zu verquatschen, wo ist der Treibsand, wenn man ihn braucht. Ein Opfer für Sarlac? Wir hätten da wen dabei! So geht man an der dritten Düne getrennte Wege, genießt, was der spontane Sandsturm vom Sonnenuntergang übrig lässt und erfreut sich der Einsamkeit.


Auf der nächtlichen Rückfahrt nach Jaisalmer möchte dann auch der Fahrer ein wenig plaudern. Ach, aus Deutschland kämen wir? Ein Freund von ihm wohne auch dort. Der Navi. Der hätte hier in Jaisalmer geheiratet, eine Deutsche. Die habe ihn mitgenommen, nach Berlin. Da lernt er jetzt Deutsch. „Ach der Navi?“, fragen wir? „Der hat doch die Maike geheiratet. Kennen wir!“ Die Welt ist halt ein Dorf und Maike ist überall.

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