Big Thali. Indien 2015: Die nicht-so-mega Megapolis

Der Weg aus der Wüste nach Bombay, heute Mumbai, führt im üblichen Bahnwahnsinn über Jodhpur. Weil der Touristennepp mit der pinken Stadt in Jaipur scheinbar super funktioniert, malen die Menschen in Jodhpur vereinzelt Häuser blau an und reklamieren den Titel „Die blaue Stadt“ für sich. Selbst wer aus „dem grünen Herzen Nordfrieslands“ kommt, kann angesichts dieses Mangels an Originalität nur den schweißbeperlten Kopf schütteln. Auch ein Fort haben sie in Jodhpur, ob nachgebaut oder original interessiert uns aber nicht, denn wir haben Hunger.

Der zahllosen Fladenbrote und Linsengerichte über, bestellen wir leichfertig auf der Dachterrasse des Etablissements „Zum lahmen Lahmen“ zwei vegetarische Burger. Was nach einer Dreiviertelstunde bei 43 Grad serviert wird, sieht aus, als hätte sich in der Küche ein Unfall ereignet und wir das Opfer auf die Teller bekommen. Wir flüchten überstürzt in ein Restaurant von Ahimsa-Jainisten, die nur zubereiten, was die Natur freiwillig hergibt. So schmeckt es dann auch. Allerdings offeriert die handwerklich geschickte Inhaberin auch Mehndi-Fußbemalung. Wenn man schon mal hier ist, warum nicht. Mit noch feuchtem Henna-Tattoo ab in den Nachtzug nach Bombay.

Bombay ist ersteinmal riesig. In einer Stadt von gut 18 Millionen Einwohnern, braucht man doch schon eine entnervte Stunde von Hauptbahnhof zum Hotel – mit dem Taxi, wohlgemerkt. Zum zweiten sind die Teile der Stadt, in denen wir uns bewegen dann vergleichsweise sauber. Bedeutet: Weniger Müll. Aber gute indische Traditionen wie verrottende Kolonialbauten, auf den Verkehrsinseln und Bürgersteigen schlafende und wohnende Obdachlose sowie ihrer Inkompetenz durch permanentes Hupen Ausdruck verleihende motorisierte Verkehrsteilnehmende gibt es auch hier. Same same, no different.

Aus unserer Perspektive ist die Umbenennung in Mumbai treffend. Die Stadt ist eher mumpsig als bombig. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind bald abgelaufen. Ramsch bestimmt das Angebot. Auf der Suche nach WLAN latscht man dann einer schlecht abgesperrten Bollywood-Produktion durchs Bild. Nach Stunden stehen wird dann vor einem Schild, das uns alle Sorgen vergessen lässt: Free WiFi with your beer. Wir nehmen Platz und während die Bedienung routiniert mit Kapselheber hantiert und eingießt, freuen wir uns irgendwie auch auf zu Hause. Auf richtigen Kaffee, weniger Hupen und keine Paparazzis.

P.S. Bei einer abschließenden Bootstour konnten wir das Rätsel lösen, warum im Bombay so wenig Müll herumliegt. Die Einheimischen tragen den lieber in das UNESCO-Kulturerbe Elephanta Island. Hat also alles seine Richtigkeit.

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