Same Same. Thailand 2015: All over now

Foto02Der Adler ist gelandet, wir auch. Wie es gute Sitte ist: Einmal die Links zur Thailandreise 2015 in chronologischer Reihenfolge. Pad Thai am Stück.

Same Same. Thailand 2015: Touchdown in BKK
Same Same. Thailand 2015: Mit Ladyboy-Tours nach Pakchong
Same Same. Thailand 2015: Im blutigen Urwald der Todesschreie
Same Same. Thailand 2015: Affig in Lop Buri
Same Same. Thailand 2015: Wolkenbruch im Noom’s
Same Same. Thailand 2015: Verfressenes Chiang Mai
Same Same. Thailand 2015: Scharfe Kurven
Same Same. Thailand 2015: Very easy riders
Same Same. Thailand 2015: Mit Selfie-Sticks gegen das Idyll
Same Same. Thailand 2015: Überleben in der Wildnis
Same Same. Thailand 2015: Marodierende Koreaner
Same Same. Thailand 2015: Fahren mit der Saison

Same Same. Thailand 2015: Fahren mit der Saison

image Eine rumpelige Fahrt im wie üblich übervollen Minibus und einen schmuck- und ereignislosen AirAsia-Flug später, haben wir das Inselparadies endgültig hinter uns gelassen und Bangkok hat uns wieder. Festen Boden unter den Füßen dämmert uns, dass die Anbindung des Flughafens für Inlandsflüge an das Stadtzentrum zu Wünschen übrig lässt. Statt des komfortablen und rasanten Monorail-Skytrains heisst es nun: Warten an der Bushaltestelle und mit dem kleinen Mann und der kleinen Frau in die Metropole zuckeln. Tuckertucker, huphup. Per Taxi mit debil kicherndem Fahrer, der seine auf Thai an uns gestellten Fragen selbst beantwortet, geht es durch die Nacht.image Um die Khao San Road ist alles beim Alten. Fast alles, denn die Saison scheint anzubrechen und mittlerweile schieben sich unangenehm große Menschenmengen aus speckigen Engländern und halbnackten Spanierinnen mit idiotischen, lebensbejahenden Knöcheltätowierungen durch den Stadtteil. An jedem Handgelenk baumelt ein mehr oder minder kunsthandwerklich wertvolles Armband – hier verwandeln sich selbst die daheim knallharten Trainees und Praktikanten aus den Werbeagenturen in lässige Schmalspur-Romeos, die nur auf die nächste Gelegenheit warten, Petra und Nadine Bacardi-Cola spendieren zu dürfen.

image Die örtlichen Kleinunternehmer reagieren auf den wachsenden Strom, indem sie noch mehr Tische auf die Straßen stellen und Anglern mit schlecht beköderten Routen gleich mit Schildern an Stöcken vor den Passanten wedeln. Kaum ein Durchkommen bei all dem Werben um „Great suit for Mister Longhair“ oder das quäkende „Massage, Massage!“ Selbst die Köche in ihren Garküchen, deren Angebot nun wirklich offensichtlich ist, proklamieren „Pad Thai!“ Da wirken die schmierigen Typen, die zunächst für ihr „Tuktuk“ werben und – wenn der Blickkontakt nur einen Sekundenbruchteil zu lange angehalten hat – geheimnisvoll raunend den Eintritt in die „PingPong-Show“ in Aussicht stellen, fast schon dezent. Saison, so scheint es, scheint nicht so das Ding der Wandervögel zu sein. Alptraum: Kinderreiche Familien am Pool, die sich aufführen als seien sie im Freibad und mit ihrer ungebändigten Lebensfreude die hochgeistige Lektüre anderer stören.

image Die Aufgabenliste für das Ende der Reise ist von überschaubarer Länge: Dem T-Shirt-Verkäufer zehn Stück schön bedruckte Rumpfkluft abkaufen? Check! Massage? Check! Zubringer-Bus zum Flughafen für den nächsten Morgen bestellen? Check! Nachdem diese Pflichten getan sind lassen sich die Wandervögel auf Plastikstühlen nieder, ordern Pad Thai mit Erdnussbröseldecke und fragen sich beim Blick auf die vorbeiziehenden Massen, woher sie kommen, wohin sie gehen und ob ihnen wohl auch Blutegel den Körper aussaugen, Riesen-Geckos den Schlaf rauben und das Terror-Gewitter die Klodecke einstürzen lässt.

Same Same. Thailand 2015: Marodierende Koreaner

image Dem Gecko und seiner Familie sei Dank, residieren die Wandervögel neuerdings in einem völlig überdimensionierten Pfahlbau in den Palmkronen mit Blick auf die Brandung. Die alte Butze war auch nach dem morgendlichen Wegfangen der Bestie offenkundig ein beliebter Aufenthaltsort für großgewachsene Reptilien: Noch am gleichen Abend klebte ein klebezüngiger Waldbewohner neben dem Spiegel. Da der Gecko-Entfernungsservice bereits daheim den Tatort schaute, gab es für die Wandervögel ein Upgrade und der Gecko hat nun ein ganzes Haus für sich.

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Der geckofreie Schlaf bringt einen auf verrückte Ideen. Warum nicht noch mal eine Tour versuchen? Meeresfahrt im Longtail-Boat, Schnorcheln, Strandspaziergang, Getränke und Speise inklusive – was soll da schon schiefgehen? Mit den schlimmsten Befürchtungen gerüstet kommt bald alles anders als erwartet. Die schiefzahnige, freundliche Tourleitung ist gut gelaunt und bemüht, die Gruppe von überschaubarer Größe, die wummernde Schrottmusik nicht vorhanden, das Wetter blendend. Wir legen ab und knattern in die klare azurblaue See hinaus.

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Der erste Schnorchelgang offenbart nur wenig Meeresfauna, doch nach kurzem Anfüttern werden die Wandervögel von Fischschwärmen umschwommen. Bis auf einen pummeligen Koreaner, der auf der Bootsfahrt unablässig mit seinem neuem iPhone spielt, amüsieren sich alle unter den paradiesischen Umständen. Ihm indes scheint der Tauchgang nicht zu bekommen. Aber er ist gut vorbereitet: Seine wasserfeste Tragetasche wird zur Spucktüte und tatsächlich – nichts tropft, wohl ein Qualitätsprodukt. Halbwegs wieder bei Sinnen übt er sich mit seiner Reisebegleitung im Social-Media-Marathon: Er stellt die Bilder bei Facebook online, sie drückt auf die „Gefällt mir“-Schaltflächen. So funktioniert das Web

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Der Höhepunkt des Ausflugs führt vor Augen, wie dicht Freud und Leid beieinanderligen. Es geht ins Wasser und durch einen 80 Meter langen wasserführenden Tunnel, der zu einem von einem Felsmassiv eingeschlossenen Strand in Inneren einer Insel führt. Durch die lichtlose Schwärze offenbart sich ein saftig grünes Idyll mit klarem Wasser und weißem Strand. Noch während sich die Wandervögel staunend fragen, wer diesen Ort wohl entdeckt haben mag, kündigt sich durch Gröhlen und Trillerpfeifen eine marodierende Horde Koreaner an. Im aquatischen Gänsemarsch fallen 40 Nervensägen mit Schwimmwesten in das Paradies ein, um sich vor Ort zu fotografieren. Fotografierende fotografieren Fotografierende beim Fotografieren und zertrampeln Nerven.

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Vertrieben aus dem Paradies nimmt das Boot Kurs auf Ko Ngai. Postkartenmotive so weit die von gleißender Sonne geblendeten Äuglein der Wandervögel reichen. Gestärkt durch ein lauwarmes Mittagsmal machen sich die beiden schnorchelnd auf einen weiteren Erkundungsgang. Die erste Erkenntnis kommt bald: Seesterne fühlen sich fest an und fahren Tentakel aus, wenn man sie sich außerhalb des Wassers beschaut. Die zweite Erkenntnis kommt etwas später: Lichtschutzfaktor 20 ist gänzlich ungeeignet, um sich beim Spaddeln im Meer vor Sonnenbrand zu schützen. Trotz mehrmaligem Auftragen kann zumindest Wandervogel 1 nun als der schmerzschreiende knallrote Hummer im Varietee auftreten.

Same Same. Thailand 2015: Überleben in der Wildnis

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Nach drei Stunden im Minibus zwischen jeweils 50 Pfund Sackware Hunde- und Katzenfutter, sowie namenlosen, kontinuierlich Schleim aufhustenden Mitreisenden sind wir – zwei Fahrten mit verrosteten Autofähren später – auf Ko Lanta angekommen. Eigentlich wollten wir in der Inselphase unserer Reise Koh Phi Phi einen Besuch abstatten, aber ‚Phi Phi‘ soll selbst in der Nebensaison von feierfreudigen jungen Menschen überlaufen sein. Genau das Falsche für uns, die wir uns nichts sehnlicher wünschen, als dass all diese jungen, hormongefluteten, energiegeladenen, lauten Menschen in einer Erdspalte verschwänden – junge Rentner im Geiste.

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Unsere Bleibe erfüllt alle Klischees. Weißer Strand, der sich zu gleichen Teilen aus weichgespülten Korallen und Sand zusammensetzt. Ein Bungalow mit Hängematte und Blick auf das Andamanische Meer. Brandung und Meeresrauschen rund um die Uhr. Hier werden Werbespots gedreht, wenn man Joghurts mit exotischen Geschmacksrichtungen verkaufen möchte – oder das vollklimatisierte Rentnerglück, das unseren Geschmack noch viel besser bedient. Nach einem Tag knattern wir in Hühnerschrecks über das Eiland, das fahrerisch durchaus anspruchsvoll ist – mit Vollgas in den Talkessel, um die 15-prozentige Steigung unter lautstarkem Widersprechen des Zweitakters zu bewältigen. Natürlich Achterbahn.

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Auf der einen Seite der Regenwald, Makaken in den Bäumen und auf der Straße; fressend, sich lausend, in der Sonne badend. Auf der anderen Seite Steilhang, Meer, Strände aus Sand, Korallen und Geröll. Hier Elefanten, die ihren Herren beim Zusammenkehren von Palmblättern helfen, dort ein Skorpion, der eilig die Straße kreuzt. Auf der vergeblichen Suche nach einem Wasserfall begegnen wir einem Trupp Weißrussen. Sie berichten von Schlangen am Wegesrand, die Mopeds anspringen. Thailands Fauna, der Stoff aus dem Fabelwesen und Legenden sind.

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Nach einem langen Tag auf dem 50-ccm-Bock geht es in die Pfahlhütte, in die allerdings ungefragt ein neuer Mitbewohner eingezogen ist. Wandervogel 1 betritt das Bad, schnippst den Lichtschalter an und beugt sich zum Waschbecken herunter, um sich frisch zu machen. Wandervogel 2 folgt, stößt einen gellenden Schrei aus, hämmert auf den Lichtschalter und springt aus dem Raum. Die Verwunderung ist groß in Wandervogel 1, Wandervogel 2 sitzt kalkweiß, von Ekel geschüttelt auf dem Bett und atmet schnappend. Unter Würgen presst sie zwei Worte hervor: „Gecko.“ „Riesig.“ Von einer Sekunde auf die nächste ist der Urlaub vorbei.

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Todesmutig/-verachtend macht sich Wandervogel 1 nun selbst ein Bild von der Lage. Nachdem der fahle Schein der von der Decke baumelnden Energiesparlampe die Naßzelle erhellt, sieht er vor sich eine große Erscheinung an der Wand. Stattlich aber von Jahren doch gezeichnet, mit einem Funkeln in den Augen, das gleichermaßen bedrohlich wie attraktiv wirkt. Vom Gecko zunächst keine Spur, doch – hinter dem Spiegel, dem großen Spiegel gegenüber der Eingangstür, ragt ein gewundener Schwanz hervor. Zwischen Spiegel und Wand hat es sich der tatsächlich bemerkenswert große Gecko bequem gemacht und atmet still, taktierend.

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Wandervogel 2 lebt derweil in einer Welt aus Angst, eine Welt in der Geckos die Menscheit unterworfen haben, um sie zur Eianlage und als Brutstätten zu benutzen. Weder der Vorschlag von Wandelvogel 1 den Spiegel markig an die Wand zu drücken, um den Gecko zu zerquetschen noch der, den Spiegel hinauszutragen, um den Gecko in die Wildnis zu bugsieren, gefallen. Wandervogel 2 steht auf dem Bett, geschüttelt von Ekel und hektisch von einem Bein auf das andere tretend. Trotz Angstlähmung ist Wandervogel 2 doch in der Lage, ihren größten Wunsch in knappe Worte zu kleiden. Ein Wunsch, der gleichzeitig ihre größte Angst offenbart: „Ich will nicht, dass der Gecko heute Nacht unter dem Bett ist.“

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Während Wandervogel 1 schnarcht, als gäbe es dafür ein Preisgeld, verlebt Wandervogel 2 eine vergleichsweise unruhige Nacht. Jedes der zahlosen Dschungelgeräusche, unter der Pfahlhütte vorbeiziehende Krebse, fallende Palmblätter, Grillen und das unablässige Rauschen des Meeres, wird automatisch in Relation zum Gecko gesetzt, der auch am nächsten Morgen noch hinter dem Spiegel hängt. Der ausgefuchste Plan von Wandervogel 2, das nachtaktive Tier durch Brennenlassen der Badezimmerbeleuchtung festzunageln, ging auf. Ein hoch auf die Wikipedia, die indes auch in der Lage war dem Schrecken einen Namen zu geben: Tokeh-Gecko.

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Am kommenden Morgen stehen dann zwei vorgeblich erfahrene Gecko-Fänger vor der Tür. Ihre Ausrüstung ist spartanisch: Ein Bambusstab, an dessen einen Ende sich eine Schlinge befindet. Durch eine Kordel am anderen Ende des Stabes wird diese zugezogen, der Gecko gefangen – in der Theorie. In der Praxis zieht sich die Safari über fünf Minuten und drei Räume. Unter schrillem Schreien des vor Ekel auf dem Bett auf und ab hopsenden Wandervogel 2 und der kurz zuvor noch todesmutigen Angestellten („Oh my God, it’s really big.“) führt die Treibjagd über den Flur und endet schließlich vorerst auf der Veranda.

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Fauchend und mit weit aufgerissenem Maul, Reihen von winzigen aber sicher vollvergifteten und rasiermesserscharfen Zähnen entblößend, stellt sich der Gecko kampfbereit seinen Häschern entgegen, die mittlerweile Handschuhe tragen. Wie in Zeitlupe wandert die Schlinge über den Echsenkopf, doch in dem Moment, in dem der Geckojäger an der Kordel reißt, schießt das Reptil in meterweitem Bogen von der Wand und landet mit lautem Klatschen im Blätterwald unter dem Pfahlbau. Doch der Sprung und anschließende Fall waren zu viel. Mit einem gezielten Griff packen ihn die Fänger. Die Bedrohung ist vorerst beseitigt. Der Urlaub kann weitergehen.

Same Same. Thailand 2015: Mit Selfie-Sticks gegen das Idyll

image Thailands Süden, ein Inselparadies. Azurblaues Wasser, endlose weiße Sandstrände, Korallenriffe. All das, womit man dem, durch den Schneematsch tapernden, schlechtgelaunten Westeuropäer in den Schaufenstern der Reisebüros den Urlaub schmackhaft machen möchte. Da wollen die Wandervögel hin! – Eine rumpelige, kurvige Abfahrt später ist Pai Geschichte und die Wandervögel langweilen sich am Flughafen von Chiang Mai, von wo Air Asia – das asiatische Pendent zu Ryan Air – sie nach Krabi bringen soll. Die Küstenstadt ist das Tor zu den paradiesischen Inseln, ähnlich nestig wie Pai, ein Ort für Durchreisende, die ein Bett für eine Nacht benötigen. So wie die Wandervögel.

image Weil die Wandervögel noch nicht wissen, auf welcher der traumhaften Inseln sie ihr Lager aufschlagen möchten, haben sie eine total schlaue Idee: eine organisierte Tagestour mit Rundfahrt zu sieben Inseln, Schnorcheln, Barbeque und Feuershow. Wie sich bald herausstellen soll, die dümmste Idee des Urlaubs. Nachdem der Zubringer die Wandervögel am Pier abgesetzt hat, warten sie eine Stunde lang in der Ödnis und beobachten ein Mädchen, dass – offenkundig mitreisend – Wurstscheiben in sich hinein stopft. Die moderat fürsorgliche Mutter hat dem Töchterlein tatsächlich einen Wurstbeutel als Marschverpflegung gepackt. Zwanzig Scheiben übelste Scheibenwurst in einer Plastiktüte. Sie lachen noch, aber wie Belsazar wissen die Vögel nur das Menetekel nicht zu deuten.

image Nach zweihundert Metern auf dem Longtailboat nimmt die Kleingruppenreise eine entscheidende Wendung. Der Bootsführer kräht etwas und bedeutet aufzustehen. Umsteigen auf ein anderes Boot. Das ist mühsam für die Reisenden, aber toll für den Veranstalter, denn statt sechs kleinen Booten mit je sechs Leuten, macht er nun ein großes mit 36 Pappnasen voll. Das spart Personal und Benzin. Profitmaximierung auf Kosten der guten Laune. Mit Vollgas durchs Atoll. Chicken Island links, Tup Island rechts, bitte recht schnell fotografieren, wir haben doch keine Zeit. Ankern in einer Bucht vor Phranang Island und tatsächlich Landgang. „Ditty minit, ditty minit!“ Von den in Aussicht gestellten schmutzigen 30 Minuten im Sand bleiben 20, schließlich muss die ganze Gurkentruppe ja auf ein Longtailboat verladen und an Land gekarrt werden.

image Einzige Attraktion des eigentlich idyllischen Eilands ist ein Schrein. Ganz so weit her ist es allerdings dann doch nicht mit der besinnlichen Heiligkeit, denn er steht voller Phalli. Die Lustgrotte ist eine Ansammlung von Kunstpimmeln, wie sie die Welt abseits isländischer Penismuseen selten gesehen hat. Holz und Latex, groß und riesig, Pimmel über Pimmel. In Tücher gehüllte Engländerinnen auf Sinnsuche halten andächtig inne und versuchen, die spirituelle Kraft, die von dieser Pimmelhöhle/Pimmelhölle ausgehen soll, in sich aufzusaugen. Die Wandervögel stehen vergleichsweise fassungslos daneben und fragen sich, wie es solche verhuschten Gestalten überhaupt bis hierhin geschafft haben. Aber wo ein Willi ist, da bahnt sich auch ein Weg. Schon tönt das Signal zum Aufbruch. Ditty minit sind vorbei und es geht wieder auf den Seelenverkäufer.

image Das Schnorcheln verläuft vergleichsweise unspektakulär. Schnorchelvogel 1 ist als Profischwimmer voll in seinem Element, gleitet grazil zwischen den Meeresbewohnern umher, als sei er einer der ihren. Flipper und die Gang. Die während der Schlachtviehtour in den Keller gesunkene Stimmung bessert sich geringfügig. Mehr noch durch die Einsicht, dass die in ihre Körperlichkeit verliebte Truppe junger Spanier eine abstoßende Beintechnik hat. Nicht einmal ein Hundewelpe bewegte sich beim Wassertreten derart ungelenk. Braungebrannte Haut und durchtrainierte Körper sind eben nur Oberflächlichkeiten, das durch die Taucherbrille offensichtliche unkoordinierte Gespaddel erbärmlich. Mit majestätischen Zügem gleitet Schnorchelvolgel 1 davon und inspiziert das Riff. Korallen, Seegurken, Ruhe.

image Zurück an Bord, läuft das Mixtape aus der Hölle. Aus Lautsprechern mit eingedrückten Hochtönen quellen Techno-Remixe vergessener Sommerhits. So schlimm können Töne sein, das war unter Wasser doch alles viel schöner. Nach einem weiteren Badestopp und dem gänzlich unnötigen zweiten Schnorchelstopp – die reinfleischlichen Spanier gehen voll auf jede Gelegenheit ab, arschbombend über die Reeling zu hopsen und die Mitfahrenden ungefragt mit Spritzwasser zu benetzten – nicht auszudenken, jemand hätte hier eine Gutenbergbibel dabei – steuert die Truppe unter dem dröhnen des dieselstinkenden Motors auf den romantischen Höhepunkt zu: Sonnenuntergang auf einer einsamen Insel.

image Hat sich was mit ‚einsam‘. Am Arsch mit ‚einsam‘. Drei Schrottkutter speien ihre Passagiere an den weißen Strand. Weniger koordiniert, aber zahlenmäßig einer Ameisenkolonie durchaus ebenbürtig bevölkern knipsende Idioten zum Tagesende das vermeintliche Paradies. Selfiesticks so weit das Auge reicht, damit auch der letzte Mitschüler aus der Grundschule bei Facebook mitbekommt, das Mongo von Spastistein mit seiner halbhell leuchtenden Bikinibekanntschaft in Thailand urlaubt und sich mit Hilfe eines Telekopstiels in Szene setzt. Es mutet fast surreal an, wie die narzisstischen Trampel mit ihren Foto-Antennen durch das Paradies fuchteln.

image Den Schlussakkord in Moll besorgt das nicht stattfindende Barbeque. Nach einer weiteren Tour auf dem Krabbenkutter landen die Wandervögel in völliger Dunkelheit an einer Insel an. Offenes Feuer gibt es nicht, stattdessen ist anstellen angesagt; der Lohn ist ein Teller mit einer Kelle Reis, Gemüse-Allerlei und einem Hähnchenspieß, der sicher vor langer Zeit einmal mit einem Grillrost in Kontakt war. Man kann es jedoch nur ahnen. Missmutig kauen die Tagestour-Vögel im Strandsand und bei völliger Dunkelheit auf dem Schrottessen herum. Indes entdecken die Moskitos, dass ihnen hier ein köstliches Mahl serviert wurde. Der Nachklang: Feuershow auf dem staubigen Parkplatz, die Wandervögel betrachten sie aus einem abfahrenden Auto. Die Moral von der Geschicht: Immer alles selbst organisieren, dann klappt es auch mit dem Paradies.