Abgesehen von der einen oder anderen Kakerlake im Außenbereich ist das Lop Buri Noom’s Guest eine günstige, annehmbare Unterkunft mit freundlichem Personal. Eine Bude, in der man für eine Nacht unterkommt, bevor man mit dem Zug nach Chian Mai weiterreist. Also früh ins Bett, um nicht zu verpennen. Also Gute-Nacht-Kuss und die Schnarche angeworfen. Gegen Mitternacht stört dann ein infernaler Wolkenbruch den Schlaf. Infernal wie aus Eimern auf das Wellblechdach zu Blitz und Donner im Stakkato. Als hätten die Affen in ihrer unterirdischen Geheimbasis ihre Wettermaschine eingesetzt, um sich für den gestrigen Freiflug zu revanchieren.

Angekündigt durch unregelmäßige, kleine Tröpfchen neben das Kopfkissen, ergibt sich schließlich mit einem beherzten *KRAKATOOM* die Decke der angrenzenden Naßzelle den unaufhörlich schüttenden Wassermassen. Nun macht sie ihrem Namen alle Ehre: Durch die Decke mit jüngst ungefragt eingerichtem Blick auf das Unwetter ergießt sich ein Wasserstrahl in den gekachelten Raum. Hektoliterweise stürzen die Fluten nieder. Blätter, Äste, Teile der Deckenverkleidung – im Sturzbach sammelt sich alles, womit man eigentlich nichts zu tun haben möchte. Vor allem nicht mitten in der Nacht. Mittlerweile übersteigt das Wasser die Türschwelle und rinnt in Richtung unserer Rucksäcke. Es ist an der Zeit aufzustehen.

Zeit für ein nächtliches Rollenspiel. Der nackte Wandervogel mit dem wirren Haar ist der Commander, der immerhin spärlich mit Unterwäsche bekleide Wandervogel, der auf ihren Einsatz wartende Pragmatismus. Für das Bild der nächtlich überraschten größtenteils nackten Nordeuropäer könnte man Eintritt verlangen. Während der nackte Wandervogel unter dem Sturzbach den Abfluss im Bad wieder herstellt, sorgt der Unterwäsche-Wandervogel für Schadensbegrenzung und packt die Sachen. Als die Herbergsmutter eine Viertelstunde später anklopft, um ein anderes Quartier anzubieten, blickt sie auf einen Mann in Unterhose, der mit einem Handtuch feudelt und eine top-angezogene Dame, die in Mitten gepackter Taschen geduldig verharrt. Effektivität können die Deutschen; auch im Unwetter.