123Lanka. Sri Lanka 2016: Zahnloser Tempel

Foto 30.04.16, 11 18 11Kandy hat zwar einen bescheuerten Namen, war aber mal sehr bedeutsam. Wenn man auf Sri Lanka ist, sollte man unbedingt nach Kandy – sagt der Reiseführer. Also fahren die Wandervögel da hin. Durch knallhartes Verhandlungsgeschick haben sie den Preis eines Minibus-Fahrers gedrückt, der die Wandervögel am Affenhaus abholt. Diesen Beinamen hat die Herberge, weil sich Primaten um vier Uhr morgens zum Geschlechtsakt oder zum Skatkloppen oder wofür auch immer auf dem Blechdach treffen und einen Höllenlärm veranstalten. Wer darunter zu Schlafen versucht, darf der geneigte Leser gerne raten.

Foto 30.04.16, 12 27 40Mit Kottu Rotti und Ingwerlimonade im Lunchgepäck geht es im Minivan die Serpentinen rauf und runter. Der schwarzgelockte Fahrer steht auf Billig-Beats, die profan „Come as you are“ mit Stampfrythmen mischen, die er den Wandervögeln freimütig zur Untermalung der Fahrt anbietet. Die lehnen ab, um die vorbeiziehenden Teeplantagen besser genießen zu können und sich voll und ganz darauf zu konzentrieren, dass das Kottu Rotti bei all dem Geschunkel nicht die Köperinnengrenze übertritt.

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Beim Zwischenstopp in Nuwara Eliya steht Lustwandeln auf dem Programm. Die englischen Kolonialherren haben hier einst alles schön auf sauber, ordentlich und kolonialistisch gebürstet und davon hat sogar ein wenig überdauert. Vorzeigebeispiel ist der Park, der mit weitgehend bekannter Flora aufwartet. Herzstück der Anlage mit ihren imposanten Bäumen ist ein Kinderkarussell mit abenteuerlichen Interpretationen von Shrek, Scooby Doo und Spiderman. Um die moderat rasante Unterhaltung auch für Hochalte attraktiv zu gestalten, hat der pragmatische Betreiber kurzerhand Sitzbänke zwischen die Pferdchen genagelt.

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Kandy schließlich hat tatsächlich etwas urbanes: Ramschläden, Supermärkte und Weißbrotbäckereien Tür an Tür, sodass auch hier an Shopping nicht zu denken ist. In den Seitenstraßen kann man allerdings für kleines Geld Nüßchen und handgeschnibbelte Kartoffelchips erstehen – eine gute Idee, wie sich herausstellt. Liebenswerte Eigenart der Snackverkäufer: Sie bieten ihre Waren in den zu Tüten zusammengeklebten Schulheftseiten ihrer Kinder an. Hoffentlich haben die ein gutes Gedächtnis.

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Touristischer Höhepunkt des Kandy-Besuchs ist ein kostspieliger Abstecher in den Zahntempel. Hier wird eine Dose angebetet, in der eine Dose stecken soll, in der eine Dose stecken soll, in der angeblich ein Zahn Buddahs steckt. Ob dem so ist, weiß keiner. Und es traut sich auch keiner nachzusehen, wäre ja doof, wenn man all die Jahre nur leere Dosen anbetet. Ansonsten bietet der Tempel von Schrödingers Zahn hübsche Wandmalereien, Statuen und einen ausgestopften Elefanten. Bis zur nächtlichen Zahn-Zeremonie halten die Vögel allerdings nicht durch. Zumal die in Aussicht gestellten LED-geschmückten Elefanten nicht zum Einsatz kommen.

Ein Gedanke zu „123Lanka. Sri Lanka 2016: Zahnloser Tempel

  1. Hach, ich freue mich ja jeden Tag über die Neuigkeiten aus der Ferne.
    Besonderes ethnologisches Highlight:
    „Liebenswerte Eigenart der Snackverkäufer: Sie bieten ihre Waren in den zu Tüten zusammengeklebten Schulheftseiten ihrer Kinder an. Hoffentlich haben die ein gutes Gedächtnis.“

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