123Lanka. Sri Lanka 2016: Plattdeutsche Ameisen unterwegs

Foto 24.04.16, 19 55 04Die Wandervögel sind das schlechte Wetter in der Heimat leid und brechen in ein neues Abenteuer auf. Sri Lanka ist die Destination der Wahl, ein Eiland zwischen Indien und Thailand, vorgeblich nicht so vermüllt wie Indien und nicht so überlaufen wie Thailand. Also die Rucksäcke gepackt, die Tuc-Cracker ins Handgepäck gestopft und ab dafür.

Der Buchungsgott war gnädig, die Flüge über Dubai schließen fast nahtlos aneinander an. Selbst das Essen ist erträglich und die Reise durch die Lüfte verläuft weitestgehend ereignislos. Einzig bemerkenswert sind die Äußerungen und Aktionen der Sitznachbarin, die – so offenbart das handschriftliche Gekritzel, in das sie sich während des Fluges zu vertiefen sucht – ein Referat über städtebauliche Aspekte Hongkongs zu verfassen versucht.

Foto 24.04.16, 20 22 21Akribisch liefert sich die junge Dame im Zwei-Finger-Suchsystem ein Duell mit der Korrekturfunktion ihres Schreibprogramms. Aber warum soll man bei einem mündlichen Referat nicht einfach alles schreiben, wie man es spricht. Die Theorie  über eine eventuelle Lernbehinderung verfestigt sich, als sie versucht, den Netzstecker ihres Laptops in die winzigen Buchsen für Kopfhörer zu zwängen und daran scheitert den Klapptisch einzurichten. Aber das kann ja schon passieren, wenn man kurzsichtig ist und noch nie flog.

Doch als das Bordpersonal mit seinen Saftwagen durch die Gänge stromert, offenbart sich das volle Ausmaß der Bildungsferne. Da der jungen Dame der angebotene Orangensaft nicht genügt, versucht sie ihre gehobenen Saft-Ansprüche vorzutragen: „[Ä mä:ra:kju:ja dschu:z, plie:z].“ Das verständnislose Starren der Flugbegleiterin veranlasst sie ihren Wunsch erneut auszusprechen – nur lauter und ohne die gebotene Höflichkeit: „mä:ra:kju:ja“. Wandervogel_02 weist sie dezent darauf hin, dass das gewünschte Getränk im englischsprachigen Teil der Erde und des Luftraums unter „passion fruit juice“ läuft. Am Ergebnis ändert das nichts, denn Maracuja-Saft ist aus.

Foto 25.04.16, 08 22 20Angesichts des wohl großen Durstes gibt sich die Referentin allerdings nicht geschlagen und fordert, unterstützt durch Gesten auf eine Tüte mit Ananas-Saft, diesen ähnlich forsch ein: „[Änanaz dschu:z]! [Änanaz dschu:z]!“Wenngleich die Forderung beim Personal aufgrund des Akzents sicher wie „An anus juice“ ankommt, klappt es diesmal. Nach dem ersten Schluck, wendet sich die Referentin selbstgefällig an Wandervogel_02: „Wieso tut die so? Ananas heisst doch [Änanaz].“ Aber wir haben alle mal klein angefangen, niemand kommt mit dem Wissen auf die Welt, was Ameise auf Plattdeutsch heisst. Aber irgendwann sollte man das schon wissen.

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