Big Thali. Indien 2015: Mahals Prüfungen


Tatsächlich ist das Indische Grabmal bei näherem Ansehen eines der schönsten Bauwerke der Welt. Ein symmetrischer zeitloser Klassiker aus Tonnen von Marmor voller Intarsien aus Halbedelsteinen. Ein gutes Denkmal für die dritte Ehefrau, die dummerweise bei der Geburt des 14. Kindes verstarb. Ein posthumes Mutterkreuz der Extraklasse. Auch die Inder finden das Mausolemum klasse und schauen es sich gerne an, gefühlt alle täglich. Ein Besuch ist selbst in der touristenfreien Nebensaison nichts für Agoraphobiker.


Vor dem Gang in das Innerste des Prachtbaus, muss der Interessierte zahlreiche Prüfungen bestehen. Nach einer Leibesvisitation am Haupteingang geht es unter Trillerpfiffen durch das Hauptportal. Das übellaunige Personal brüllt in der Landessprache, das man verdammt noch mal weiter durchzugehen und nicht stehenzubleiben habe. Wieso auch, wer möchte schon ein Foto aus Zentralperspektive schießen? Nach kurzem Spaziergang heisst es dann Schuhe ausgezogen und abgegeben, damit der gute Marmor keinen Schaden nimmt. Der Schuh-Aufpasser tut mir leid. Er sich sicher bald auch.


Anschließend über Kokosteppiche an den Tempel ran. Jeder Fußtritt daneben wird von einem leisen Zischen begleitet. Ein Naivling, wer denkt, dass Marmor auch bei 45 Grad im Schatten kühl ist. Die Motivsuche gerät zur sohlenschmelzenden Angelegenheit. Dann geht es brav in die Schlange, allerdings ist das indische Verständnis von Anstehen vom heimischen abweichend. Hier ist es durchaus zulässig, sich vor anderen anzustellen. Jeder kenn hier jemanden der ihm einen Platz freihält und sei es der dicke Ronny aus der dritten Klasse, den man seit 40 Jahren nicht mehr gesehen hat.


Kurz vor dem erwarteten Eintritt in das Innerste dann die härteste Prüfung. Aus unerfindlichen Gründen hat die indische Regierung der schlechteste Band des Landes den Eingang zum Mausoleum als Proberaum vermittelt. Sie sehen ihre Darbietung als Folklore, die Ohren der Wartenden übergäben sich, wären sie dazu in der Lage. Mit nachhaltig geschädigtem Hörapparat geht es in das Innere, das leider mit dem äußeren Anschein nicht Schritt halten kann; auch weil man sich hier aufgrund von Überfüllung betritt. Die inneren Werten sind halt nicht immer das Wichtigste.

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