Mzungu. Ostafrika 2018: Auf Wiedersehen, echtes Afrika


Zu guter letzt werfen die Wandervögel die Agenda über den Haufen. Die geplanten Aktivitäten „Schildkröten reiten auf Prison Island“ und „Gewürzgartenbesuch“ stellen sich bei der Last-Minute-Recherche als touristisch-neppiger Unsinn heraus. So ziehen sie durch die Cafés von Stone Town und schauen den Einheimischen bei ihren liebsten Nachmittags-Aktivitäten zu: dem Waschen von Person und Kleidung an öffentlichen Wasserstellen und dem akrobatischen Springen von der Promenade. Nebenbei dann große Aufruhr, denn der Präsident fährt vorbei. Doch alles was er hinterlässt, ist lediglich eine chaotisch verstopfte Altstadt.


In einem der aufgesuchten Etablissements dürfen die Wandervögel bestaunen, wie sich das Personal an Handwerklichem versucht. Die ersten Gehversuche mit der Schlagbohrmaschine geraten zu einem clownesken Schauspiel, an dessen Ende aber dann doch der Flachbildschirm an der Wand hängt und die Reisenden mit einem Fußballländerspiel vergrault. Vom Regen in die Traufe entscheiden sie sich für eine Runde auf dem Einheimischen-Markt – einer unfassbaren Ansammlung von Gemüse, Hygieneartikeln, Kik-Klamotten und obsoleten wie verstaubten Produkten, dessen Krönung das iPhone-4s-Parfüm ist.


Der sansibierische Provinzflughafen begrüßt mit zwei Stromausfällen als vertrauensersetzende Maßnahme. In direkter Linie verlangt der obszön zwinkernde Gepäckverlader ein Handgeld, damit die Klamotten auch den Weg in die korrekte Maschine finden. Ab in die Wartehalle der Verdammnis, wo der Flieger von Precision mit der erwartbaren Präszision nicht auf dem Rollfeld bereitgestellt wird, denn niemand hat die Absicht einen Anschlussflug zu erreichen. Wandervogel 1 nutzt die Wartezeit um einem urmenschlichen Bedürfnis nachzugehen. Dabei konfrontiert sie die Wartefrau mit ihrem Bedürfnis nach einem Zuschlag für Flughafenarbeit – während sich diese unter einem Schild positioniert, dass im Falle von Trinkgeldbettelei darum bittet, die Flughafenleitung zu informieren.


Als Precision mit amtlicher Verspätung und den Wandervögeln an Bord abhebt, zeigt der Pilot, dass er auch anders kann; legt den Power-Schalter um, setzt die getönte Brille auf, dreht die Mütze um und fliegt die Strecke nach Daresssalam kurzerhand in der halben Zeit. Was folgt sind die üblichen Spaziergänge über Rollfelder, schlecht klimatisierte Wartehallen, im Trockenbau erstellte enge Gänge in denen Transit-Passagiere durch geschleust werden, zahllose Kontrollen bis dann irgendwann endlich die Zivilisation wieder grüßt. Die Heimat, mit fließend Wasser, Wechselstrom aus der Steckdose, Käse und Schwarzbrot. Aber eben auch leider keine freilaufenden Gorillas und Elefanten.

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