Ab in den Urlaub 2013 – Rückflug mit Euro-Trash


Cindy oder Mindy oder Sandy oder wie auch immer das blonde Wesen im goldgestreiften Addidas-Jogginganzug heisst, ist die Pre-Flight-Show. Angeheuert von Finnair, um die wartenden Fluggäste zu unterhalten und die nachfolgenden 10 Stunden eingesperrt in der Luft erträglicher zu machen. Anders ist CiMiSa, ein Spross der Familie Flodder nicht zu erklären, um ein Naturphänomen kann es sich in keinem Fall nicht handeln. Eher das Gegenteil, sie ist der Inbegriff des Medienopfers. Kultur gone wrong. Bereits auf den Check-In wartend begeistert CiMiSa mit aufgesetzer Sexyness: Die durch die verdrehte Pose auf zwei Stühlen verrutschte Jogginghose offenbart einen Einblick in die Unterwäsche-Abteilung: Ritzenschlüpfer, pink. Als die Business-Class zum Boarding aufgefordert wird, springt der nuttige Wonneproppen umgehend auf. In kleinen Kreisen dreht sie vor den noch verschlossen Schiebetüren ihre Runden, beobachtet von 175 kopfschüttelnden Mitreisenden. Als sich die Türen öffnen und CiMiSa den Airbus erstürmen will, muss das Bodenpersonal sie zurückhalten. Auch bei ihrem zweiten Anlauf beisst sie beim Personal auf Granit, das für sie unverständlicherweise zunächst Familien mit Kindern in die Machine bugsiert. Doch dann ist es endlich so weit. Als erster der Unpriviligierten, darf der Jogginganzug an Bord.

Dank glücklicher Schicksalsfügung hat das blonde Gehopse mit kecker Nackentätowierung, die im schlecht belechteten Hinterzimmer eines Heizöllagers gestochen wurde, und überdimensionierter Sonnenbrille, die an das Visier eines Motorradhelms erinnert, drei zusammenhängende Plätze für sich. Zur besseren Durchblutung wird die Hose unter den Hintern gezogen, damit der olle Sessel auch mal Bekanntschaft mit ihren dicken Backen machen kann. Der Rest der Mitreisenden erfreut sich an der pinkfarbenen Reissleine, mit der sie ihre Scham bedeckt. Gelangweilt von der Sicherheitsvorführung versucht sich CiMiSa am Auspacken der Kopfhörer. Da sie bei Burger King gefrühstückt hat, reisst sie energetisch kurzerhand den Stecker ab. Wie gut, dass in den unbesetzen Sitzen noch zwei weitere Opferkabel warten. Grund für ihre Unbeherrschtheit sind offenkundig Entzugserscheinungen, denn CiMiSa möchte dringend eine Selbstgedrehte rauchen. Ein Ausweg ist eine beherzte Inhalation aus dem Tabakbeutel, der den Suchtdruck kurzfristig dämpft. So wird es dann auch Zeit für ein Nickerchen, ausgegossen über drei Sitze.


Das unverdiente Nickerchen endet erst nach der Essensausgabe. Aber natürlich gibt es eine Extrawurst für die junge Dame aus der Wohnwagensiedlung. Missliebig mustert sie das Menü, das Brötchen wird mit einem Bissen unzerkaut verschlungen. Da hat aber jemand Hunger. Und Probleme mit Umverpackungen, denn Messer und Gabel fallen beim Versuch diese aus Cellophan zu befreien auf den Boden. Macht aber nichts, ein Löffel isr voll ausreichend, um Nahrung in hastigen Bissen aufzunehmen. Verdaut wird während des Anschlussschläfchens, denn manche Mägen haben Zähne. Nach dem Aufwachen: Shopping in der Sky Mall. Originell und unerwartet entscheidet sich der rosa String für eine Stange Marlboro. Schockschwerenot! Die VISA-Karte wird vom System nicht angenommen. Aber gestern funktionierte sie doch noch. Das kann alles nicht sein. Doch die Saftschubse beharrt auch beim dritten Durchziehen der Karte darauf, dass Ware nur gegen Bezahlung abgegeben wird. Muffig trollt sich CiMiSa in ihren Sessel, um sich vom Bordprogramm unterhalten zu lassen, doch dessen Anspruch lässt sie alsbald wieder in den Schlaf der drei Sitze fallen. Dieser ist unruhig, denn die Nikotinpflaster sind verrutscht und ihre Synapsen schreien nach einer Ziagrette. Da hilft dann schließlich nur noch die Papagei-Therapie: Decke über den Kopf und die Welt ausblenden. Die Welt dankt.

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