Insulansich. Bali 2016: Weihnachtsgeschichte Reloaded

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Erwartungsgemäß steht das Begrüßungskommittee am Flughafen von Bali Spalier: schmierige “Taxifahrer”, die ihre Dienste anpreisen. Ein besonders widerwärtiges Exemplar, ob seiner schmalzfliegigen Klettigkeit von den Wandervögeln liebevoll “Schmalzi” getauft, will gar nicht mehr von ihnen ablassen – selbst als die beiden sich in einem Supermarkt verschanzen. Schließlich flüchten die das Chaos anziehenden Weltenbummler in die Arme eines geringfügig weniger schmalzfliegiegeen Fahrers. Kurz nach Fahrtantritt bemüht der den ältesten Trick der Welt: Das anzufahrende Hotel gäbe es am Standort nicht mehr. Es habe jetzt einen neuen Namen. Er schlägt vor, die Reisenden in einem Luxus-Resort abzusetzen (das diesem gerne eine Kommission zahlt). Aber nicht mit den Wandervögeln! Diese bestehen auf der ursprünglichen Destination, nur um vor Ort dann festzustellen, dass das Hotel der Wahl tatsächlich nicht mehr existiert. Der erste Indikator dafür, dass der ohnehin schwülstig geschriebene Lonely-Planet-Reiseführer tatsächlich so schlecht ist, wie die Amazon-Rezensenten warnten.

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Was folgt, ist eine spätabendliche Odyssee durch den Küstenort Legian, die Josef und Maria wie Jammerlappen aussehen lässt. Schließlich jedoch werden die beiden nach einer anderthalbstündigen Irrung unter 25 Kilogramm Vollgepäck fündig. Als letzten Akt der täglichen Tragödie machen sich die Reisenden auf in ein vom idiotischen Reiseführer für seine unverfälschte Küche und Reinlichkeit empfohlenes Resturant. Neben dem geschmackloseren kulinarischen Erlebnis und der mismutigen Bedienung sorgt dort vor allem eine im Etablissement umherirrende Maus für Zerstreuung – andere Länder, andere Hygiene-Standards. So bleibt den beiden nur, vorbei an zahllosen, ihre Taxi- und Massage-Dienste Anpreisenden und waghalsig manövrierenden Moped-Touristen, die Einkehr. Ein neuer Tag, eine neue Hoffnung.

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Der zweite Tag in Legian beginnt mit dem Klopfen und ungefragten Eintreten des Reinigungspersonals. Die Präsenz des im Zimmer stehenden, nackten und ob des Jetlags völlig verknitterten Wandervogels 2 reicht dem wohlmeinenden Balinesen, von seinem reinemacherischen Ansinnen abzusehen. Körpersprache funktioniert weltweit, wenn man sie so behrrscht, wie die Wandervögel. In glühender Hitze schicken sich die Wandervögel an, die Küstenstadt zu erkunden – alsbald stellt sich jedoch heraus, dass es sich nicht um das erhoffte tropische Strandparadies handelt. Von Tagesanbruch bis in die Dämmerung sind die engen Hutzelgassen von Legian bevölkert von mehr als vollfleischigen Australiern, die – wie sich bereits bei oberflächlicher Recherche herausstellt – Bali zu ihrem Mallorca erkoren haben.

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