Als der Brocken auf dem Programm steht und die Reiseleitung in die entsprechende Detailplanung einsteigt, offenbart der Harz seine häßliche Fratze. Anfahrt mit dem Auto verboten, nehmen Sie doch gerne die mit vielen anderen pensionierten Maskierten gefüllte maßlos überteuerte Bergbahn. Blitzschnell zieht Wandervogel 1 Plan B aus der Tasche. Statt auf den Brocken geht es auf den geringfügig minder spektakulären Wurmberg, von dem aus man den Brocken dann sehen kann. Alle ab in die Gurke, alle ab in die Wurmbergseilbahn und rauf auf 971 Meter, wo eisige Winde und Nieselregen das völlig unangemessen bekleidete Trio begrüßen.
So drehen sie ihre Runden auf der Wurmspitze, winken dem wolkenverhangenen Brocken zu und schütteln die Köpfe über todesverachtende Mountainbiker, die sich den durch Hindernisse gewürzten Hang hinabstürzen. Beim Aufwärmen in der einer Alm nachempfundenen Schenke stimmen zwar die Einlassregeln, nicht aber das Essen. Die Brotplatte mit lokalen Spezialitäten, die Wandervogel 2 todesmutig ordert, erweist sich als Sammlung von Geschmacklosigkeiten. Die Enttäuschung überträgt sich auf das Wanderküken, das spontan alle Energiereserven mobilisiert und schrill schreiend dazu übergeht, die Alm zu zerlegen. Wehe denen, die schlecht servieren.
Aus den rauchenden Trümmern der Almschenke geht es mit der Seilbahn zurück ins Tal. Hinweg über zerschundenes Land und Kahlschlag, der im Winter mit Schneekanonen kaschiert wird, damit keiner auf die Idee kommt, sein Recht auf Skifahren in der Umgebung einzuklagen. Weil das Wetter zwar schlecht, aber der Tag noch jung ist, zaubert die Reiseleitung eine weitere Destination aus dem Handschuhfach. Der Weg führt an den Oderteich, historische Talsperre und artenreiches Biotop. So staksen die Regenbejackten und permanent vom geschulterten Küken Beschnarchten über Stümpfe und erfreuen sich an der schier grenzenlosen Vielfalt von Farnen und Moosen. Verdrießlich stimmen indes die Farbflecken im Grün, denn unter Hundebetreibern ist hier die Unsitte verbreitet, den Kot der Tiere in bunten Kunststoffbeuteln zu sammeln und diese weithin sichtbar über Äste zu hängen.
Doch auch die Handlungen der grundsätzlich vorbildlichen Wandervögel rächen sich. In Wandervogel 2 rumort die Brotplatte von der Bergspitze gar fürchterlich, der Harzer Käse kämpft gegen die Mettwurst um die Magensäure. Aufsteigende Abluft lehrt den Touristen ein ums weitere Mal, dass „Spezialität“ ein wertfreier Begriff und Harzer Käse keine Delikatesse ist. Rülpsend geht es um den See, durch Matsch und über Baumwurzeln. Stets auf der Hut vor Rowdies, die mit vollgefederten und dick profilierten Mountainbikes durch die Idylle rasen. Das Kontrastprogramm findet sich in den unbefahrbaren ufernahen Bereichen wo die geschulten Augen Venusfliegenfallen und andere liebreizende Exoten erspähen. Was halt so erwachsen kann, wenn man lange richtig viel Wasser aufstaut.