Lujasogi. Bayern 2020: Die geteilte Stadt

Nach erfolglosem Abendbrot-Einsatz durchstreifen die Wandervögel GaPA am Folgetag auf der Suche nach Frühstück; insbesondere Partenkirchen, das sich etwas von seinem früheren handwerklichen Glanz erhalten hat. Hutzeliges Fachwerk und Kopfsteinpflaster in der Ludwigstraße, das Legionen von zu E-Mountainbikern mutierten Urlaubern durchbrettern. Sehr zum Unbill älterer einheimischer Damen, von denen eine mit klaren Worten darauf aufmerksam macht, dass Radfahrende in der Fußgängerzone nichts zu suchen haben: „Steigt‘s ab verdammt. Verdammt! Steigt‘s ab! Scheiss-verdammte Radfahrer, Verdammte!“. Mit dem Gehstock-Schirm fuchtelnd unterstreicht sie ihren Unmut, verfehlt die Ordnungswidrigen jedoch knapp.

Garmisch indes stellt sich als häßliche Schwester heraus, durch deren Herz sich eine austauschbare Einkaufsstraße mit uninteressanten Flagship-Stores zieht. Wohl dem, der Schöffel-brandy ist oder Trachten chinesischer Manufaktur kaufen möchte, wehe dem, der Authentizität sucht. Mit einem Kaffee und einem Brötchen in der Hand machen sich die Wandervögel auf den Weg zur eigentlichen Attraktion der Gegend. Mit der Gletscherbahn geht es auf den höchsten Berg des Landes. Der Barrierefreiheit geschuldet, tummeln sich selbst auf der Zuspitze die eher matt bewatteten Leuchten der Spezies. Der reduzierte Sauerstoffgehalt sorgt dabei nicht zu einer Steigerung der sozialen oder irgendeiner erkennbaren Kompetenz.

Die Wandervögel versuchen sich bestmöglich am Alpenpanorama zu ergötzen und durch das Observieren der Mutigen, die durch den Schnee zu Gipfelkreuz und zurück schlittern, zu erheitern. Mit der Seilbahn geht es eine Station tiefer, wo die Wandervögel durch den Schnee stapfen und zielstrebig die Zipfelbob-Bahn ansteuern. Den Minderjährigen das Fahrgerät abspenstig machend, kacheln die Reisenden die Piste zwischen den Schneeraupen hinab. Wie üblich löst Wandervogel 2 ein Ticket für Selbstüberschätzungsexpress und beschließt, es den verbleibenden Kindern gleich zu tun, die die seitliche Todesrampe mit Todesbuckel hinabschießen. Ähnlich ungrazil wie beim Einstieg in den azoreanischen Atlantik landet der Reisende nach sehr sehr kurzem Flug auf dem Steiß, während der von ihm befreite Zipfelbob eine deutlich bessere Figur macht.

Um auch wirklich alles mitzunehmen, soll die Talfahrt mit der Zugspitzbahn erfolgen. Große Pleiten werfen ihre Schatten voraus, denn wie die Deutsche Bahn ist auch der betreibende Freistaat nicht in der Lage, pünktlich abzufahren. Statt der erwarteten romantischen Talfahrt mit Alpenpanorama-Blick und Zahnradgeräuschen geht es dann 25 Minuten lang stumpf und bei schummriger Beleuchtung mitten durch das Gestein. Entgegen der ersten Euphorie nach dem Ritt durch die Dunkelkammer, noch zu weiteren Attraktionen aufzubrechen, entscheiden sich die Wandervögel dann doch zur Einkehr. Brotzeit auf dem Balkon mit Blick auf die Deutsche Bank und schneebedeckten Bergen am Horizont. GaPa, korruptes Idyll mit Eibrot.

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