Atlantisch. Azoren 2019: Rentnereintopf

Während die Sonne noch schläft, rast Oddjob mit den Wandervögeln durch die neblige Nacht, damit sie den ersten Flug zurück nach Ponta Delgada auf Sao Miguel erwischen. Das Vier Sterne Lunchpaket enthält – hier wiederholt sich die Geschichte – trocken Brot mit Augenwurst. Wandervogel 2 lässt seine Portion gönnerhaft zurück, sollte sich ein hungriger Obdachloser mit niedrigen kulinarischen Ansprüchen auf den Flughafen verirren. Einen rumpeligen Flug später harren die Reisenden des Mietwagens, der da kommen soll. Eine ambitionierte Vermietungskraft nimmt eifrig alle durch Vormietende eingefahrenen Schäden auf, nur um bei der Schlüsselübergabe festzustellen, das er das falsche Fahrzeug abgeklärt hat.

Eine weitere Schadenskontrolle später starten die Wandervögel auf die japanische Tour: Alle großen Sehenswürdigkeiten abfahren und knipsen. Wieder macht der olle Nebel Striche durch Rechnungen, wenn statt malerischer Vulkansee-Panoramen nur extreme Waschküche zu bewundern ist. An anderer Stelle warten thermische Quellen auf Bebadung, doch die vor dem Eingang zur Attraktion parkenden Reisebusse verheißen nichts Gutes. So soll es denn auch kommen. Im Dutzend sitzen die stöhnenden Rentner in vermeintlich peppiger Badekleidung in den vermeintlichen Heilbädern, die Gicht austreiben und verjüngen sollen. Einziger Lichtblick ist ein YouTube-Sternchen, dass sich in gut sitzender Unterwäsche zwischen den Verschrumpelten räkelt und sich von ihren Freund für ihren Reisebericht filmen lässt. Stilaugen verbinden Generationen.

Weiter geht die Reise zu den sagenumwobenen Schwefelquellen von Furnas. Ein Nest, das es aufzufinden keines Navigationsgerätes bedarf, denn es stinkt weithin nach Pups. Ähnlich unspektakulär wie bei der Tour durch die sieben Höllen Japans dürfen Touristen trübe blubbernde Pfützen und umliegende verödete Landschaft bestaunen und sich dabei die Nüstern mit Darmgerüchen vollpumpen. Wandervogel 1 geht geschmacklich aufs Ganze und gönnt sich ein Eis aus örtlicher Produktion. Dem Gestank nach schließlich entfliehend, geht es zur nächsten Touristenfalle auf Sao Miguel. Wo der Reiseführer thermische Quellen in einer malerischen Parkanlage verspricht, finden die Wandervögel einen eingefassten Teich mit braunem Wasser, in dem sich Omis und Ausländer aalen wie die Aale in den Becken hinter „Dat swarte Peerd“.

Hunger treibt die Reisenden schließlich zur Einkehr in ihre neue Heimat Ribeira Grande. Als bester Freund erweist sich erneut der Supermarkt El Continente, der die Ausgehungerten mit Brathähnchen zum Strandverzehr versorgt. Allerdings sind die Aussichten im winzigen Ort wenig behaglich: Die Steilküste bröckelt und den schwarzsandige Strand scheint lange niemand gekämmt zu haben. Mit fettigen Fingern geht es zum Alternativ-Strand Santa Barbara, wo das Leben tobt. Hier schaulaufen Blonde und Blondierte in Neoprenanzügen, lässig ihre Surfbretter schleppend – wie es eben so zugeht, wenn sich die Wassersport-Elite mitten im Atlantik zum Kräftemessen trifft.

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