Gaijin. Japan 2019: Lost in Fukuoka

Sicher kann man viele schöne Dinge tun in Fukuoka, die Wandervögel wollen allerdings nur eins: wieder weg. Der dortige Flughafen soll sie in das Badeparadies befördern. Doch zuvor müssen die Wandervögel es erstmal nach Fukuoka schaffen. So schleppen sie sich und ihre Rucksäcke zum Busterminal von Beppu. Die Ticketfrau konfrontiert sie mit der unangenehmen Tatsache, dass die nächsten Busse ausgebucht seien. Mit einer Reservierung wäre das nicht passiert. Also das Geraffel quer durch die Stadt zurück zum Beppu-Bahnhof. Rein in den Zug nur um festzustellen, dass scheinbar ganz Beppu auf dem Weg nach Fukuoka ist. Immerhin werden so Erinnerungen an die Tokioter U-Bahn wach.

Der Plan ist simpel, einfach die Klamotten einschließen, die Stadt erkunden und dann ab in die Unterkunft. Allerdings scheinen die Wandervögel auch hier einen Nerv zu treffen, denn alle der 1.200 Bahnhofsschließen, die Wandervogel 2 abklappert, sind gebucht. Schließlich hat das Schicksal dann doch ein Einsehen. Auf dem Weg in das Zentrum durchstreifen die Wandervögel die bahnhöfliche Fressmeile, wo sie kurz verweilen. Eine Japanerin schlawenzelt auf sie zu und fragt: „Je-Zuz?“ „Jesus?“, fragt Wandervogel 1 zurück. „Jesus!“, fährt es ihr begeistert entgegen. Die gefundene Gemeinsamkeit lädt die Unbekannte dazu ein, die Wandervögel mit ordentlich Segen zu überschütten. Sie fuchtelt mit den Armen und flüstert vor sich hin. Die Gesegneten nehmen das theatralische Schauspiel gleichmutig zur Kenntnis und fragen sich, ob hier jeder so einfach segnen kann, das wäre ja zu einfach.

Durch den Segen – und womöglich frittierte Speisen – beschleicht Wandervogel 1 ein mulmiges Gefühl und sie beschließt die Unterkunft umgehend zu inspizieren. Vor Ort stellt sich heraus, dass an Ort und Stelle ein Bürogebäude steht. Das monoglotte, aber freundliche Wachpersonal macht sich mit Straßenatlas und fotokopierter Karte daran, den Wandervögeln den richtigen Weg zu weisen. In Hochzeiten sind vier Personen damit beschäftigt, der Orientierungslosigkeit abzuhelfen. Einen weiteren Gewaltmarsch später stehen die Wandervögel vor dem gebuchten Mäusebunker, die Nasszelle in zwei winzige Kammern geteilt. Das „Bad“ so winzig, dass Wandervogel 2 seine Waschung nur vornehmen kann, indem er sich mit einem Bein in die Wanne und dem anderen davor stellt und sich dabei markig den Schädel anschlägt. Fukuoka hat einen ganz schweren Start.

Weit über diesen soll sie nicht hinauskommen. Die flussdurchzogene Betonmetropole wirbt für den nahenden G20-Gipfel. Die Wandervögel indes machen sich daran den Fischmarkt zu inspizieren, auf dem allerdings nur noch die ollen Waren angeboten werden, denn die Händler wollen zeitig nach Hause. Dafür kommt langsam Leben an den Kanal, wo Hobbygastronomen kulinarische Kleinigkeiten in kleinen Buden kredenzen. Das zündende Gericht will sich unter den Suppen und Spießen allerdings nicht finden. Beim den Tag beschließenden Abstecher in eine Spielhalle treffen die Wandervögel auf einen jungen Mann mit einem eigenwilligen Hobby: Konzentriert und gewissenhaft steuert er an einem Spielautomaten von einem Führerstand aus einer Straßenbahn. Und wenn die Haltestelle angefahren und die menschliche Fracht ausgegeben, notiert er in einem Büchlein fein säuberlich die absolvierte Tour. Immer schön ordentlich.

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