Xbox360: Batman Arkham City

Rocksteady (@rocksteadygames) durften sich aufführen wie kleine Kinder. Sie haben ihre Kiste mit Spielzeug ausgekippt, den Inhalt auf dem Boden verteilt und daraus etwas Fantastisches gebastelt. Batman: Arkham City (Wikipedia) vermittelt den Eindruck, als wurde im Laufe eines langen bierseligen Abends ein Mash-Up aus Batman-Comics zusammengeflickt, das großartige Momente aus dem bewegten Leben von Batman an einer weitläufigen Perlenschnur aufreiht. Frank Miller’s zynischer Dark Knight (WP) findet sich, vergiftet und die eigene imminente Sterblichkeit verleugnend, in einem abgesperrten Stadtteil von Gotham wieder, in dem der gewaltbereite psychopathische Bodensatz der Stadt unter der Führung des Jokers (WP) mit ihm  eingesperrt ist. Nacken strecken, Finger knacken, Cape anlegen und los geht die gewaltvolle Reise durch die Dunkelheit.

Alles bleibt, wie es im Vorgänger Arkham Asylum (WP) war, doch wird fast an jeder Stelle eine Scheibe draufgelegt. Die Spielfläche ist weitläufiger, der Umfang dank Nebenmissionen größer, und sogar Batman ist noch so schlechter drauf als im ersten Teil. Wenn er mit heiserer Stimme ungehalten kalte Einzeiler bellt, während er im zerfledderten Kostüm den Bürgermeister am ausgestreckten Arm über dem Sims eines Hochhauses pendeln lässt, ist kein Platz für Wunderkerzen und Konfetti. Arkham City ist krank, verseucht von Verbrechern, die sich um die letzten  Opfer prügeln, die Distrikte regiert von Joker, Two Face und anderen Psychopathen. Unter der Oberfläche das marode U-Bahn-System in verfallenem Jugendstil-Prunk, darunter das alte Gotham, eine zukunftshungrige viktorianische Stadt, die sich durch ihren Fortschrittswillen selbst beerdigt hat. Rapture aus BioShock lässt grüßen.

Tutorial ist für Waschlappen und die haben in Arkham City eine kurze Haltbarkeit. Daher geht es gleich in medias res und das heißt ganz wie im Vorgänger: markig auf die Fresse. Das kontemplative übermenschliche Gleiten durch den Nachthimmel über Gothams Straßen steht in einem krassen Kontrast zum Backenfutter das allerorten verteilt wird. Wann immer mehr als sechs gewissenlose Verbrecher mit Dachlatten, Bleirohren und vollautomatischen Waffen auf Batman zustürmen wird Arkham City zum Button-Smasher. Jede Klopperei ist eine stressige Augenweide, wenn es akrobatisch aus der Luft auf den Boden und von hinten mit dem Kopf gegen die Wand und dem Knie ins Gesicht zur Sache geht. Untermalt von einer Geräuschkulisse, die das akustische Äquivalent des Wortes markig ist. Nach jedem Kampf möchte man genugtuend auf den Boden spucken und den Arschlöchern noch ein paar in die Rippen geben. Hätten sich halt nicht mit Batman anlegen sollen. Die Spacken!

Der Utility-Belt ist prall bestückt, die Ausrüstung wächst im Spielverlauf zu einem aberwitzig unübersichtlichen Arsenal, das für jede Notlage das richtige Werkzeug bereithält – wenn man es denn findet. Die Komplexität ist der einzige Makel von Arkham City: Wenn Batman nicht den Elektroshocker zückt, sondern im Eifer des Gefechts in aller Seelenruhe Plastiksprengstoff ausbringt. Wenn der Gegner nicht mit dem Kopf gegen die Wand gezimmert wird, sondern Batman quirlig Luftrollen macht. Wenn der Sturzflug nicht elegant beendet wird, sondern mit einer Gesichtslandung abschließt. Ja dann waren es in der Hektik wieder zu viele Knöpfe zwischen denen man sich entscheiden musste. Coolheit ist der Schlüssel zum Erfolg in dieser Wundertüte, die zahlreiche große Batman-Storylines in einem Open-World-Szenario miteinander verkettet. In Dein Gesicht!

Ein Gedanke zu „Xbox360: Batman Arkham City

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