Radio Spaceman – Mission to Numa 4 #1-2 (Mike Mignola, Greg Hinkle)


Mike Mignola bricht zu neuen Ufern auf, und hat die Koffer voll bewährtem. Eine schönes viktorianisch anmutendes Setting rahm die kleine runde Sci-Fi-Geschichte. Darin unter anderem: Golem-Roboter, Vampire, archaische Kulte, Menschenopfer, besessene Frösche. Alles wofür man Mignola mag und das angenehm unverschwurbelt.

Die Illustrationen von Hinkle passen gut – er kann sowohl Steampunk als auch fremde Welten. Das Zusammenspiel der beiden Kreativen erinnert an die Anfänge der B.P.R.D.-Serie. So bleibt zu hoffen, dass es nicht bei diesem kleinen Aufschlag bleibt. Es wäre schade um die vielen interessanten Figuren die viele Fragen offen lassen. Was für eine aufregende Achterbahnfahrt.

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Koshchei in Hell #1-4 (Mike Mignola, Ben Stenbeck)

Abgeschlossene Mini-Seie ist nur formal korrekt. Ohne umfangreiche Kenntnisse des Mignolaverse – insbesondere Hellboy, Koshchei und Baltimore – ergibt die anspielungsreiche Geschichte nur wenig Sinn. Tatsächlich ist der Plot auch eher simpel: Koshchei muss sich in der Hölle durchschlagen.

Dass das dennoch viel Spaß macht liegt weniger an Mignolas Erzählung, sonder der Atmosphäre die Ben Stenbeck mit seinen dicken Linien zu beschwören weiß. Der Mann studiert seine Objekte, bevor er loslegt und insbesondere die blutigen Kampfszenen sind voll Wucht und Dynamik. Am Ende dann alles gut.

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Batman: Reptilian #1-6 (Garth Ennis, Liam Sharp)

Ennis schreibt seinen lakonisch-nihilistisch-sadistischen Batman sehr wortkarg. Dafür kippt Liam Sharp, der für den verstorbenen Steve Dillon übernahm, sehr viel Farbe aus und wildert an der Grenze zu Simon Bisleys Terrain. Das ist in der Summe fordernd wie anstrengend. Plotlich geht es breit mäandernd und sehr sehr langsam, fast retardierend los. Ein ganz anderer als der Mainstream Batman, doch das macht eben auch den Elseworlds-Reiz aus.

In Ausgabe vier von sechs wird dann klar, dass Ennis die Idee gekommen ist, als er nachts auf dem Sofa aufwachte und eine Tierdoku auf dem Discovey Channel lief. Umgesetzt hat er sie mit seiner Trademark-Unangepasstheit. Erbärmlich leider DC, dass es die Serie durch neun Seiten Füllmaterial pro Ausgabe um zwei weitere aufbläht, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Pfui.

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The Goon 1-10 (Powell, Sniegoski, Parson)


Nach 20 Jahren holt Eric Powell sein Kind ‚The Goon‘ zurück in seinen Selbstverlag. Der Dark-Horse-Run war über weite Strecken unterhaltsam, aber am Ende auch am Ende. Leider ist Powells Label ‚Albatross Funny Books‘ aber dann am Ende kein Inkubator für einen zweiten Frühling sondern eine Gnadenwiese für die letzten Tage.

In lose zusammenhängenden Gesichten erzählt Powell in den ersten Ausgaben der Serie in bester ‚Gespenster Geschichten‘-Manier die Hintergrundgeschichten von Nebenfiguren, die er schließlich in einem Komplott zusammenführt. Leider nehmen die Nebenfiguren mehr Raum ein als der Goon oder Frankie, aber immerhin hat Powell das künstlerische Heft sicher hin der Hand. Ab der fünften Ausgabe geht dann alles bergab.

Powell lässt sich nicht nur von Tom Sniegoski beim Schreiben unterstützen, sondern gibt mit der fünften Ausgabe die Zeichnungen an Brett Parson ab. Mit dem Ende der ersten großen Erzählung und der achten Ausgabe zieht sich Powell dann vollständig auf die Rolle Präsentators zurück und überlässt das Ausfertigen der Handlung sowie Zeichnungen anderen – wobei Robert Langridge und Mike Norton keine Unbekannten sind, aber hier auch nichts beizutragen haben. Am Ende: Zeitverschwendung.

Black Hammer / Justice League: Hammer of Justice! (Lemire/Walsh)


Das unverhoffte Aufeinandertreffen von Justice League und den gestrandeten Superhelden aus Spiral City führt zusammen, was zusammengehört: Vorbild und Hommage – oder wie Lemire es sieht: Kommentar. Ein paar Seiten lang ist es schön zu erleben, wie die Teams einander ent- und widersprechen, dann verliert die durchschaubare Geschichte ihren Schub. Wenn Lemire in einem 1980er-Starro-Setting aufmacht, ist eben Mxyzptlk nicht weit.

Dafür, dass ein Dreiteiler auf fünf Ausgaben ausgewalzt – und Zatanna, Bizarro und Spectre hineingepresst – wird, entschädigen liebevolle Details. Beispielsweise, dass der Übergang vom freiheitlichen Dark-Horse- in das politisch-korrekte DC-Universum mit dem Verlust der unzensierten Sprache einhergeht. Dass die JLA eher wirkt wie eine Bande von Nazis, die es vorrangig auf den (Macht-)Erhalt des Status Quo, denn das Herstellten von Gerechtigkeit im Sinn hat, schafft indes keine Nähe.

Das Artwork von Michael Walsh lässt über weite Strecken Sorgfalt oder Ausdruck vermissen. Fahrigkeit ist eben keine schöne Rohheit. Sie unterstreicht das Gefühl, das den Leser bald beschleicht: Man vertreibt sich die Zeit mit einem potenziell kraftvollen aber schließlich folgenlosem Cross-Over, der hier und da Fan-Service leistet, aber am viel zu spät eintretenden Ende nur Achselzucken hervorruft.