Supersized. USA 2018: All over now

Eine weitere Kerbe im Colt, auf Wiedersehen Plastikland. Als Schlussstrich alle Beiträge zur USA-Expedition in chronologischer Reihenfolge.

Supersized. USA 2018: Enter the La La
Supersized. USA 2018: Pommes am Strand
Supersized. USA 2018: On the road
Supersized. USA 2018: Auf dem Kriegspfad
Supersized. USA 2018: Monumentale Gurkenscheiben
Supersized. USA 2018: Die Mormone spiel‘n verrückt
Supersized. USA 2018: Alwin und die Killer-Chipmunks
Supersized. USA 2018: Sin City
Supersized. USA 2018: Zellstoff im Tal des Todes
Supersized. USA 2018: Im Uraltwald
Supersized. USA 2018: Der Kapitän des Hinterlands
Supersized. USA 2018: Poolboy trifft Methursel
Supersized. USA 2018: Radieschen auf der Hochbrücke
Supersized. USA 2018: Abreise aus der Hölle

Supersized. USA 2018: Abreise aus der Hölle

Der Rückflug am frühen Morgen verlangt zweimaliges Umsteigen in Toronto und Brüssel. Angenehm ist anders. Diese Gedanken, wenngleich etwas verschmierter, gehen Wandervogel 2 durch den Kopf, als er um 2.55 Uhr in der Nacht den Wecker zum Schweigen bringt. Schlaftrunken wird das Gepäck verladen, getankt und ab geht die Reise durch das fast menschenleere San Francisco. Fast menschenleer, denn das städtische Tiefbauamt hat es sich just in dieser Nacht zur Aufgabe gemacht, alle in die Wandervögel-Route integrierten Straßen aufzureißen und den Verkehr über Behelfsampeln zu lotsen.

Die Uhr tickt, schließlich soll der Mietwagen um 4 Uhr früh – nachweislich vollstgetankt – an den Vermieter gehen. Dumm nur, dass auch die Verbindungsstraße zwischen angepeilter Tankstelle für die letzen Tropfen und Flughafen wegen Bauarbeiten unpassierbar ist und das überforderte Navigationssystem die Wandervögel fortlaufend in Sackgassen und Industriegebiete führt. „Wohin soll ich fahren?“ „Weiß ich nicht!“ „Ich fahr jetzt einfach!“ „Du hättest in die andere Richtung gemusst. Versuch mal bitte da vorne zu wenden!“ „Aaaaargh!“ Die Nerven liegen blank, als die Reisenden den Wagen schließlich eine Dreiviertelstunde zu spät übergeben. Die ihren Beruf verachtende Autovermieter-Hilfskraft zuckt nur teilnahmslos mit den Achseln und nicht mal der Füllstand des Vehikels interessiert ihn. Der ganze Terror für die Katz.

Beim Einchecken am Flughafen fragt der Schaltermann, wo die Wandervögel denn ihre Einreisebescheinigung für den Zwischenstopp in Kanada gelassen hätten. Nein, nein, sie wollten ja gar nicht in Kanada einreisen, sie wollen nur durchreisen. Doch diese schlüssige Erklärung ist dem Schaltertäter gleich. Ohne Schein, kein Abflug! Basta! Die gute Nachricht: Die Wandervögel können das auch online erledigen. Die schlechte Nachricht: Internet müssen sie sich selbst suchen. Die mittelgute Nachricht: Es sind ja noch/nur 40 Minuten, bevor der Schaltermann seinen Schalter schließt. Eine noch größere Panikwelle bricht über den Wandervögeln herein.

Nachdem die Wandervögel Internet aufgetrieben, die beiden unsinnigen Online-Formulare ausgefüllt und jeder brav 7 Kanadische Dollar Bearbeitungsgebühr angewiesen hat, teilt Kanada per E-Mail mit, dass man nun gerne einreisen dürfe. Tatsächlich auf den letzten Drücker, denn der mürrische Schalterbeamte hatte sich geistig bereits in die Frühstückspause verabschiedet und nimmt das Gepäck der Wandervögel nur widerwillig und mit größtmöglicher Langsamkeit an. Als Lohn für all die Mühen, dürfen die Wandervögel dann beim Boarding eine Gift und Galle spuckende wie Fluglinienpersonal bepöbelnde Trutsche mitansehen, die es so gar nicht einsehen will, dass ihr zweiter exorbitant dimensionierten Rollkoffer nicht als Handgepäck in die Kabine dürfen soll. Schweinewelt.

Nachdem den Wandervögeln auf ihrem Flug nach Toronto eine Nulldiät verordnet wird – sechs Stunden und nicht mal eine staubige Rosine – hat sich das erbarmungslose Schicksal noch einen widerwärtigen Schlussakkord ausgedacht: Zur Linken der Wandervögel nimmt eine dauerquasselnde Verhaltensgestörte Platz, die ihre komplette Umgebung mit Sagrotan sterilisiert und während des Fluges fortlaufend aufspringt, um den Inhalt ihres Handgepäcks in der Verstauluke auf Vollständigkeit zu überprüfen. Hinter den Wandervögeln entdeckt indes ein ungewaschenes Kind seine Stimme und Extremitäten – vier Stunden lang plärrendes gegen-den-Sitz-treten, bis der Satan in Menschengestalt dann entkräftet aufgibt. Sehr zu seinem Vorteil, denn Wandervogel 2 hatte den festen Vorsatz gefasst, ihm für einen längeren Zeitraum mit wohl auch für solche Situationen bereitgestellten Fleecedecke das Gesicht zu bedecken. Ende gut, alles gut.

Supersized. USA 2018: Radieschen auf der Hochbrücke

Zum Abschluss ihres USA-Abenteuers wollen die Wandervögel noch einmal Metropolenluft atmen und fahren zurück durch Silicon Valley nach San Francisco. Auf den ersten Blick aufgeräumt und gepflegt offenbart die Stadt alsbald ihre häßlich Fratze. Schwer genug, überhaupt einen Parkplatz zu finden, erweisen sich die örtlichen Parkuhren als ungebührlich gefräßig aber gar nicht wählerisch. Wie alles kann man auch die Wegelagerer mit der Kreditkarte bezahlen. 20 Dollar die Stunde sind da gar kein Problem. So werden die sich als Enttäuschung herausstellenden Comic-Fachgeschäfte im Schnelldurchgang abgehakt und der Besuch bei den Pink Ladies, pastellne angemalte Häuser, gleich mit erledigt.

Die steilen wie gefälligen Straßen stellen für die Fahrkünste von Wandervogel 1 kein Problem dar. Erst als die Straßenbahn bimmelnd ihr Kommen ankündigt, weht eine Brise von Nervosität durch den Wagen, die aber alsbald verfliegt. Nächster Kandidat auf der Wahrzeichen-Liste ist die Golden Gate Bridge, die sich schüchtern in dunstige Schwaden hüllt und sich so den fotografischen Annäherungen zu entziehen versucht. Aber nicht mit den Wandervögeln! Spontan setzt die Reiseleitung den Programmpunkt „Gewaltmarsch“ auf die Agenda. Erst wenn die Brücke rot strahlend im Kasten ist, gibt es Feierabendbier.

Entlang der Promenade zeigt sich, dass auch San Francisco ein Problem mit Obdachlosigkeit zu haben scheint. Zauselbärtige mit in Fetzen hängenden Hosen starren ins Leere – womöglich aber auch der neueste Trend, den die Wandervögel, ob ihrer Engstirnigkeit nicht als solchen erkennen. Doch der Blick ist stark auf das maritime Wahrzeichen der Hipsterstadt fixiert, das mittlerweile in greifbare Nähe gerückt zu sein scheint. Wären die Wandervögel nicht falsch abgebogen und unter der Brücke statt auf selbiger gelandet. Kehrtwende und Unermesslich weit zurück, durch die Rabatten und auf den Berg. Siehe da, nach einem zweieinhalbstündigen „Spaziergang“ (Zitat Reisebroschüre) blicken die Reisenden durch Maschendraht auf das Bay, lassen sich durchpusten und von einem Wal mit der Schwanzflosse grüßen.

Für den zweiten Tag Frisco steht ein Rundgang auf der Gefängnisinsel Alcatraz an. Als sich die Wandervögel im Eingangsbereich der Unterkunft mit Kaffee zu wecken versuchen, schwäbelt es sie von der Seite an. Der kulturelle Magnetismus bricht sich Bahn und die Wandervögel werden Opfer eines süddeutschen Päarchens, das seine Reiseerlebnisse teilen muss. Besonders Sacramento hat er ihnen angetan „do isch desch so sauba, fascht als wie wemma bei unsch zu Haus isch.“ Die Wandervögel verabschieden sich mit Verweis auf eine bald ablegende Fähre, bevor die Schwarzwaldkönigin ihre Drohung wahr macht, die besten Schnappschüsse zu zeigen.

Nach zwei Fährtouren und einem Gefängnisinselrundgang, haben die Wandervögel schön die Lampen an. Trotz exzessiven Cremens sehen sie aus wie Radieschen on Tour. Zur Abkühlung will sich Wandervogel 1 in einem Diner einen Traum erfüllen und 1.000 Kalorien durch einen Strohalm saugen: Milchshake-Alarm. Während sie gegen die cremigen Massen kämpft, verfolgen die Wandervögel ein rührendes Schauspiel: Ein wenigzahniger, zerlumpter Obdachloser mit halbverdauter Nase torkelt in den Laden und das Debakel scheint absehbar. Tatsächlich aber trottet hinter dem Menschlein ein Päarchen, dass dem Hobo ein Essen spendiert. Rührend.

Um den letztabendlichen Absacker zu erstehen, treibt es die Reise-Radieschen in einen Schnappsladen. Während sich Wandervogel 2 durch eine vielfältige Auswahl exotischer Biersorten quält, greift Wandervogel 1 zielsicher in die Kühltruhe und greift sich das größte verfügbare Eis. An der Kasse dann der Ritterschlag des betont lässigen farbigen Kassierers: „You from Santa Cruz? Just wondering with the Shirt and all?“ Einmal vernünftig verbrannt und in die korrekte Kluft geschlüpft, schon geht man als einheimischer Gammelsurfer durch.

Supersized. USA 2018: Poolboy trifft Methursel

Bei Tagesanbruch trauen sich die Wandervögel aus dem Zimmer, dessen Einrichtung neben einem wie üblich überdimensionierten Bett aus einem überdimensionierten von Teppich eingefassten Whirlpool besteht. Doch für Blubbereien haben die Wandervögel keine Zeit, denn Schwimmtraining im Außenpool steht auf dem Programm. Ein Programmpunkt der aufgrund der Versifftheit der Anlage ersatzlos von der Agenda zu fliegen droht. Kurzerhand schnappt sich Wandervogel 2 den an der Wand hängenden Käscher und betätigt sich als überwiegend unbekleideter sexy Poolboy. Trotz seines engagierten Einsatzes ist das Unterfangen aufgrund löchrigen Arbeitsgeräts zum Scheitern verurteilt.

Alles was das Vorbereitungsmaterial über Jamestown sagte, stellt sich bei Tageslicht als wahr heraus – allerdings geringfügig untertrieben. Die beschauliche 1.500 Einwohner zählende Westernstadt besteht zu 90 Prozent aus Trödelläden, die in der Zeit von Sonntag bis Donnerstag geschlossen sind, damit die Betreiber in der nachbarörtlichen Salzmine ihr Einkommen erwirtschaften können. Das wirtschaftliche Herz des Ortes ist die Tankstelle, verschimmeltes Dörrfleisch die Spezialität. Die Wandervögel lehnen dankend ab und satteln die Hühner in Richtung Santa Cruz. Bei der Ausfahrt aus Jamestown verabschieden sie sich winkend vom einzigen sichtbaren Bewohner, einem Cowboyhut tragenden Mann mit sonnengegerbter Haut und gigantischem Schnurrbart, der ins Nichts starrt und an seinem Bier nippt.

Vorbei an Tesla, Seagate und Netflix steuert Wandervogel 1 die Gurke durch das Silikon Valley. Verkehr, Verkehr, Verkehr und fast alle der Dreckschleudern zum großen Entsetzen nur mit einer Person besetzt. Um vermeintliches Umweltbewusstsein zu belohnen, sind Spuren für „Car Pools“ eingerichtet, Fahrzeuge mit mindestens zwei Insassen. Erweist sich in der Praxis allerdings als wenig praktikabel, wenn auch die Alleinfahrenden ihre Dreckschleudern hier kutschieren. Irgendwie schaffen die Vögel es dann aber doch und können sich an den sonnigen Strand fläzen, den die Rettungssanitäter mit dem Surfbrett auf dem Dach des Einsatzwagens patrouillieren.

Könnten – wenn nicht Methurseln orientierungslos schreiend durch den Sand stolperten. Doch auch die Reisenden müssen aufpassen wohin sie treten, wie Santa Monica scheint auch Santa Cruz bei Obdachlosen hoch im Kurs zu stehen. In schattigen und windgeschützten Ecken liegen sie in ihren Schlafsäcken wie dünstende Raupen. An Schlaf ist für sie nicht zu denken, denn die Flaniermeile ist ein kilometerlanger Jahrmarkt. Schreiende Kinder, Dudelmusik und eine Frittierfett-Brise – die Melange zündet und Wandervogel 1 gibt dem plötzlich aufsteigenden Hunger nach Jahrmarktessen nach. Die Wahl fällt auf Obszönes, ein Corndog, in frittierten Teig eingeschlossenes Würstchen am Stil.

Ab der Strandmeile hält sich der Unterhaltungswert von Santa Cruz in Grenzen, allenfalls die Preisansagen der örtlichen Etablissements sorgen für hochgezogene Brauen. „Eine Kugel Eis? In der Waffel oder im Becher? Fünf Dollar!“ Aber dafür kommt das Eis dann ja auch aus der Manufaktur, wo man nachhaltig zusammenrührt und sicher auch nur Biostrom für die Kühlung einsetzt. Klischeetourist wie er einer ist, kommt Wandervogel 2 nicht umhin sich mit „Santa Cruz“ bestickten Textilien einzudecken. Schliesslich will man ja auch zur Schau tragen, wo man sich so rumtreibt.

Supersized. USA 2018: Der Kapitän des Hinterlands

Das nächste Nachtlager erwartet die Wandervögel in Fresno. Und was für ein Nachtlager! Aus Versehen hat die Reiseleitung für einen vergleichsweisen Spottpreis eine Suite gebucht. Platz für 1.000 Russen. Um dem vermeintlichen Idyll auf den Zahn zu fühlen, stellen die Wandervögel die Unterhaltungskomponente auf die Probe. Da Vorbewohner so freundlich waren, ihre Zugangsdaten einzugeben, können sich die Wandervögel mit Netflix die Zeit vertreiben. Zielsicher fällt die Wahl auf den dümmsten zur Verfügung stehenden Film, Chocolate City, der den Aufstieg einer Gruppe von Provinz-Strippern („Sexy Chocolate“) in Las Vegas schildert. Eine Baukasten-Schmonzette a la bon heur, dazu die überladendste verfügbare Pizza. Eine tückische Mischung.

Nach bizarren Träumen, in denen Wandervogel 2 einer Horde von großgliedrigen Farbigen entkommen muss, die fortlaufend „Tanz mit uns!“ rufen, wacht er schweißgebadet auf. Doch im Bett bekommt man die Welt nicht zu sehen, und so geht es wieder in die Blechbüchse und auf den Freeway, der Yosemite-Nationalpark wartet. Auf dem Weg dorthin winkt das Schicksal: Ein Comicfachgeschäft am Straßenrand! Aufgeregt hüpft Wandervogel 2 in seinem Sitz auf und ab; wunscherfüllend fährt Wandervogel 1 auf den Parkplatz. Womöglich auch von dem Umstand bewegt, dass sich in direkter Nachbarschaft ein Schuhgeschäft befindet. Eine Stunde später hat Wandervogel 2 sechs lange gesuchte Bilderhefte erbeutet und Wandervogel 1 ihre Schuhsammlung um zwei Exemplare ergänzt. Verdammte Sammelwut.

Durch endlose Orangenhaine, geht es in den gebirgigen Nationalpark. Um die Natur zu erleben, ohne Gefahr zu laufen auch nur ein Gramm des mühsam angefressenen Fettes zu verbrennen, kann man auch diesen Nationalpark mit dem Auto durchqueren. In größtmöglicher Abwechslung schließen Wälder an flußdurchzogene Ebenen an. In Zelten wohnende Camper bieten sich den Bären als nächtliche Zwischenmahlzeit an, während in zu Wohnmobilen umgebauten Reisebussen Hausende sich das treiben beschauen. Auf Fahrrädern brausen Behelmte über die Wege, andere paddeln den Flusslauf entlang. Es könnte alles so idyllisch sein, wenn nicht gerade ein Waldbrand in Gange wäre. „Können die nicht einmal normal Urlaub machen, wie andere auch?“ „Nö!“

Genug des Naturerlebnisses winken die Wandervögel El Capitan, dem felsigen Wahrzeichen von Yosemite ein letztes Mal zu und machen sich auf den Weg nach Jamestown. Im beschaulichen Örtchen aus Zeiten des Goldrauschs soll die Atmosphäre des Wilden Westens noch deutlich vernehmbar sein. Zudem fiel die Wahl der Reiseleitung auf Jamestown, da die preiswerte Unterkunft nur eine Autostunde vom Ausgang des Nationalparks entfernt liegen soll. Ein perfekter Plan, mit den exakt das passieren soll, was mit allen perfekten Wandervogel-Plänen passiert: in einer vielgliedrigen Verkettung unglücklicher Umstände endet der Tag mit blitzeblank liegenden Nerven.

In einem ersten moderat durchdachten Schritt in Richtung Chaos verkündet Wandervogel 1 ihre navigatorische Überlegenheit über die eingesetzte Technik. „Wir fahren geradeaus. Das hab ich bei Google gesehen. Das ist kürzer.“ Wer diskutieren will, muss zu Fuß gehen und so geht es in Serpentinen den Berg hinauf. Beharrlich dräng der digitale Fahrassistent darauf, Wandervogel 1 solle das Fahrzeug wenden. Doch die Reiseleitung lässt sich nicht von dem Kurs abbringen, den ihr innerer Kompass vorgibt. Das ändert sich schließlich, als ein Schild den Wandervögeln bedeutet, dass die Straße sich in drei Kilometern auf eine Spur verengt. Es ist die Gegenspur.

Wandervogel 1 folgt der Bitte zum Wenden. In leicht verbeulter Stimmung geht es die Serpentinen wieder hinunter. Am Horizont, beschienen von der sinkenden Sonne taucht El Capitan vor ihnen auf. Willkommen im Yosemite Nationalpark. Nachdem man ihm nachgab, diktiert der digitale Fahrassistent triumphierend seine Instruktionen. Den Yosemite durch einen alternativen Ausgang verlassend, geht es durch das Kalifornische Hinterland, wo kilometerlanges Nirgendwo an kilometerlanges Nirgendwo anschließt. Davon bekommen die Wandervögel wenig mit, denn mittlerweile ist es stockfinstere Nacht. Noch eine Stunde bis Jamestown, zwei Äpfel, eine Packung Fishermen’s, die Wasservorräte werden knapp.

Gelangweilt beschließt die Realität den digitalen Assistenten in seine Schranken zu weisen. Am aufgrund der Schwärze nicht sichtbaren Horizont ein Lichtschein, der sich beim Annähern in gleißendes Weiß verwandelt. Bauscheinwerfer bestrahlen das am Wegesrand aufgestellte Schild „Road Closed – Construction Area“. Vollbremsung. Dampf schießt aus der Nase von Wandervogel 1. Wandervogel 2 steigt aus, um die Lage zu eruieren. Durch seine Präsenz gestört erwacht ein nickender Bauarbeiter. Die Männer treffen sich im Scheinwerferlicht, mustern sich, schütteln die Köpfe. Es ist kein Durchkommen, aber zum Glück gibt es eine Umleitung.

Mit feinem, aus den Ohren steigenden Rauch quittiert Wandervogel 1 die Kurskorrektur. Sie wendet den Reiskocher und biegt wie beschrieben in den Feldweg ein. Während der Wildwuchs am Wegesrand zunimmt, schlägt Schotter gegen den Wagenboden. Willkommen im Hinterland, wo das Schaf nicht nur ein Nutztier ist, sondern zur Familie gehört und nach einer Reifenpanne um Hilfe Suchende als Trophäen über dem Kamin enden. Die Türen zu und durch. Im Rückspiegel der Pickup-Truck mit den blendenden Scheinwerfern, der bis an die Stoßstange auffährt und sich hinter dem Hügel zurückfallen lässt und dann verschwindet. Irgendwann Jamestown, einchecken Tür zu und mehrfach abschließen.