Hi-Ha-Hummus. Israel 2017: In lebensfeindlichen Welten

Bevor sich die Wandervögel in Jerusalem die Reststimmung vom Holocaust-Museum verhageln lassen, unternehmen sie lieber einen Badeausflug. Da sie nicht nur ausnehmend ignorant sondern auch ausnehmend faul sind, ist das Tote Meer das Reiseziel der Wahl – wer hier schwimmen möchte, muss nichts tun, sondern kann sich treiben lassen. Da einer übergeordneten Instanz dieses Verhalten nicht zusagt, sollen die Wandervögel auf die Probe gestellt werden. Der Tod soll das Tagesmotiv sein.

Die Fahrt mit der Straßenbahn endet bereits nach wenigen Metern jäh. Ein unaufmerksamer Verkehrsteilnehmer oder andere störende Person latscht vor das Öffentliche Verkehrsmittel, woraufhin der Führer geistesgegenwärtig die Bremse auf das Bodenblech tritt. In der Folge kommt es in den Fahrgastzellen zu unerwarteten Verwirbelungen. Geistesgegenwärtig und mit vollem Körpereinsatz kann der eine Wandervogel den anderen von einem Kurzflug mit anschließender unsanften Landung abhalten. Andere Fahrgäste hingegen machen sich richtig lang und sind anschließend damit beschäftigt, den Kopfschmuck zu richten. Dem Tod noch einmal von der Schippe gehopst.

Bei der anschließenden Busfahrt scheint zunächst alles im Lack, doch alsbald macht dieser mit wagemutigen Sperenzien auf sich aufmerksam. Den Blinker dauerhaft eingerastet, bedeutet er anderen Verkehrsteilnehmern, wohin sie zu scheren haben. Während der Fahrt knispelt er unaufhörlich auf Sonnenblumenkernen herum. Als ihm ein ungeknispelter in den Bodenraum fällt, hat er auch bei Tempo Hundert kein Problem damit seine volle Aufmerksamkeit der Suche und nicht der Straße zu widmen. Seinem henkersgleichen Fahrstil entsprechend, lässt jede Bodenwelle zum Ächzen der aufsetzenden Ölwanne die Reisenden aufwippen. Kollektive Übelkeit macht sich breit.

Doch auch diese Todesfalle überleben die Wandervögel, die schließlich in En Bokek aus dem Bus in den roten Strandsand plumpsen. Schnell hochgezogene Betten/Tonburgen so weit das Auge reicht, dazwischen versprenkelte Oma-Touristen, von denen, dem Anschein nach, viele auf einer Evolutionsstufe festhängen, auf der UV-Schutz und Hautkrebs als unabhängige Variablen gelten. An diesen vorbei tapern die beiden im feinsten Badezwirn in die salzig Brühe. Wie salzig, findet Wandervogel 2 im Selbstversuch heraus. Die ausgeschilderte Warnung in den Wind schlagend taucht er ab, um Sekunden später wieder aufzutauchen und in schmerzhafter Ekstase um sich zu schlagen. Tatsächlich sorgt der erhöhte Salzgehalt in den Augen für eine beharrliche Tränenflut.

Nach dem schmerzhaften Experiment und mit den Taschen voller Meersalzklumpen geht es hoch hinaus. Die Wandervögel lassen sich mit der Seilbahn auf ein Bergplateau chauffieren, um auf dessen Spitze die Reste der Feste Masada zu inspizieren. Sinnentleertes Geschrei begrüßt die beiden, denn wie der Zufall es so will, wartet schon die Vereinigung der Lehrkräfte für Schwer- bis Unerziehbare in luftiger Höhe. Deren stimmgewaltige Schützlinge plärren, was die Lungen hergeben, so dass Wandervögel 2 versucht ist, einige der Querulanten zu Experimenten einzuladen, bei denen die Gravitationsfomel auf ihre Gültigkeit hin zu prüfen wäre. Doch bevor es so weit kommen kann, geht es auch schon wieder runter vom Berg, denn der Seilbahnfahrer macht um 16 Uhr Feierabend. Wie durch ein Wunder überleben alle den Tag unbeschadet.

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