Insulanisch. Bali 2016: Teurer Cat-Poo-Chino

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Nach dem Roller-Debakel des Vortags ziehen es die Wandervögel zunächst vor, sich durch das balinesische Verkehrschaos kutschieren zu lassen. Zahllose Ein-Personen-Reisebüros bieten Touren zu den Sehenswürdigkeiten rund um Ubud an. Allerdings ist keine darunter, die den hohen Ansprüchen und vor allen dem hohen Reisetempo der beiden genügt. Um zudem zu vermeiden, dass nervtötende Mitreisende den Ausflugsgenuss schmälern, chartern sich die beiden kurzerhand einen Mini-Van nebst Fahrer, der sie nach eigenem Gutdünken chauffieren soll.

img_8868Der erste Stopp ist der Taman Ayun Tempel, eine überschaubare gepflegte Grünanlage mit alten Sakralbauten. Zutritt hat zahlende Kundschaft, wenn diese nicht gerade menstruiert, denn Schilder weisen – nach dem Bezahlen – darauf hin, dass solche Frauen die Heiligkeit des Ortes stören. In sengender Sonne inspizieren die Wandervögel die Bauten, allerdings ist es schwer, über bemoosten Sandstein in Extase zu geraten, wenn man bereits durch das ungleich beeindruckendere Angkor Wat geschlendert ist. Der Fluch des Vielreisens.

img_5320Unvermittelt macht der Chauffeur auf der Weiterreise auf ein „Kaffee-Museum“ am Wegesrand aufmerksam. Sicher wollen die Wandervögel die Gelegenheit nutzen, etwas über Kaffee zu lernen? Sicher! Eine kleine Frau führt die Reisenden in schier unverständlich artikuliertem Englisch durch eine Pflanzung mit Bananen, Ingwer, Tamarind, Nelken, Ananas und natürlich auch Kaffee. Dessen Verarbeitung wird geduldig erklärt, mit besonderem Fokus auf die Verfütterung der Bohnen an umherlaufende nachtaktive Schleichkatzen, die diese anschließend wieder ausschieden, damit sie gewaschen zum teuersten Kaffee der Welt verarbeitet werden. Das Bedürfnis, Pulver zu heimischen Herstellung von Kopi Luwak zu erstehen, hält sich allerdings in sehr überschaubaren Grenzen. Die Wandervögeln winken dem Cat-Poo-Chino dankend ab, außer Trinkgeld nichts gewesen.

img_8867Der nächste Stop ist dann schon deutlich imposanter, ein Wasserfall in der Nähe von Munduk. Doch vor das Naturschausspiel hat der liebe Gott einen Gewaltmarsch über einen verwundenen und vom letznächtlichen Regen in eine Rutschbahn verwandelten Matschepfad gesetzt. Doch der kleinschrittige steile Abstieg, bei dem ein falscher Schritt das Verderben – oder zumindest einen hochbogigen Sturz in den Modder zur Folge hätte – lohnt. Aus 50 Metern Höhe ergießen sich die Wassermassen über eine grünbewachsene Steilwand und formen einen kleinen See. Der eisigen Temperatur des Nasses trotzend, machen sich die Wandervögel zu einem Badevergnügen auf. Während Wandervogel 1 perfekt vorbereitet ist, stellt Wandervogel 2 den Staunenden seine imposante Nacktheit zur Schau, während er die Badeklamotte anlegt. Naturschauspiel am Naturschauspiel.

img_8866Nach dem Frottieren und einem lebensbedrohlichen Aufstieg geht es weiter zum Para Ulun Danu Bratan, Tempel im See, Postkartenmotiv par excellance, Zierde des 50.000-Rupien-Scheins. Allerdings ist die Attraktion von Besuchergruppen überschwemmt, Horden von Koreanern in gelben T-Shirts posieren ungelenk vor den Bauten, während sie mit Mobiltelefonen an Teleskopstäben vor sich herumfuchteln. Besonders zwei schwedische Mädchen haben zu leiden, denn die Gelbhemden stehen Schlange, um sich mit den 1,90 Meter gewachsenen Blondschöpfen ablichten zu lassen. Nachdem Wandervogel 2 in Indien wie ein Rockstar für Facebook-Fotos vereinnahmt wurde, weiß er nur zu gut, wie schwer ungefragter Ruhm auf der Seele lasten kann.

img_8865Als letzte Station es Tages stehen die mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten Reisterrassen von Jatiluwih an. Auf Serpentinen quält der angenehm schweigsame Chauffeur den Mini-Van durch bis zum Horizont reichendes Grün. Es gibt Reis, Baby, viel Reis. Reis, Reis, Reis, so weit das Auge reicht. Allein die scheppernden hausgemachten Vogelvergrämungsapparate trüben das grüne, grüne, grüne Idyll, in dem sich arme Würste mit Hacken krummbuckeln, damit der Rest der Welt was auf seine Teller bekommt. Um der Menschheit nicht die Nahrungsressourcen streitig zu machen, entschließen sich die beiden in einem Restaurant über dem grünen Schauspiel einen Cheeseburger zu verspeisen. Eine selten dämliche Idee, denn wenn die Balinesen eines nicht können, oder es nicht können wollen, dann ist das die Zubereitung von Cheeseburgern. Wieder was gelernt, und wenn es bei den Reisen um etwas geht, dann darum zu lernen, wie schön es sein kann, Scheibletten-Käse auf Rindfleisch-Frikadellen in warmen Brötchen zu kredenzen.

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