Insulanisch. Bali 2016: Das Mallorca der Anderen

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In Pubs von Legian hängen riesige Flachbildschrime, die australische Sportveranstaltungen übertragen. Kein Sport ist zu minderwertig, um nicht von den Unförmigen bejohlt zu werden, als wären sie vor Ort dabei. Fußball, Autorennen und die Krone des Schwachsinns: Pferderennen. Aus Anlass der Übertragung des Melbourne Cup schmücken die urlaubenden Bewohnerinnen der ehemaligen Strafkolonie ihre ausgeblichenen Dauerwellen mit schiefen Schleifen, während die ihnen Angetrauten – im besten Fall im Trägershirt, im Normalfall mit freiem, behaarten, tätowierten Oberkörper – das Kunststück vollbringen, mit einer Zigarrette im Mund Bier zu schlucken und gleichzeitig Obszönitäten zu johlen. Laute Speckwürste, so weit das Auge reicht, der moppelige Nachwuchs wird in doppelbereiften Karren durch die Straßen geschoben. Ergänzt wird diese Metzgerauslage durch die krebsroten australischen Schulabsolventen, die entweder lediglich mit Bikini oder Boardshorts bekleidet lässig durch die Straßen schlurfen und Punkte auf dem Hautkrebskonto sammeln.

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Die Wandervögel flüchten nach vorne und erkunden die Stadt, dessen Infrastruktur nach dem Muster Kneipe, Schnappsladen, Ramschhändler gewebt ist. Besonders beliebt in der Souvenir-Branche scheinen überdimensionale Holzpenisse zu sein, in dessen Hodensäcke Metallschlaufen gearbeitet sind. Außergewöhnliche Flaschenöffner, die sicher zur Grundausstattung eines jeden australischen Haushalts gehören. Ziel des Spaziergangs ist der örtliche Nachtmarkt, auf dem die Wandervögel zu schlemmen gedenken, verspricht der Reiseführer doch “heiße Leckerein direkt aus dem Wok, Gegrilltes und andere frische Speisen”. Vor Ort zeigt sich ein ernüchterndes Bild. Die sechs popligen unbesuchten Stände spotten der Beschreibung und lassen die Wandervögel unverspeister Dinge wieder abziehen.

img_9699Weitaus geschäftstüchtiger als die Nachtmarktbeschicker sind die Banken auf Bali. An jeder Ecke der Stadt finden sich Geldautomaten, die alle Karten akzeptieren, allerdings darf der Kunde für jede Transaktion den Gegenwert eines Bieres blechen. Verschmerzbar, wäre nicht das Abhebelimit auf 1.250.000 Rupien begrenzt. Mit 75 Euro kommt man nicht weit. Nach der Speisung in einem Lokal, das der Klientel entsprechend auch ein Kilogramm schwere gefüllte Teigfladen anbietet, kehren die Wandervögel in ihr Domizil ein, um den Abend bei lauschiger Stille auf dem Balkon ausklingen zu lassen. Doppelter Pustekuchen! Zum einen gibt die Hotel-eigene Live-Band eine sehr eigenwillige Interpretion von Bon Jovis Bed of Roses Hörprobe zum Besten. Im Anschluss stellt sich dann heraus, dass die in australischen Zimmernachbarn ihre Trinkfestigkeit heillos überschätzt haben. Während Bruce sich hemmungslos von der Brüstung des Balkons in die Grünanlage übergibt, fragt Jamie – immerhin im Trägershirt und mit lässig umgedrehter Baseballmütze auf dem Kopf – seinen Spießgesellen, wie es denn so schmecke, was er sich gerade erneut durch den Kopf gehen lässt. Gute Nacht.

4 Gedanken zu „Insulanisch. Bali 2016: Das Mallorca der Anderen

  1. Es ist wohl alles wieder recht aufregend und abwechslungsreich, ob versunkene Mopeds oder gestohlene Geldbörse. Hoffen, ihr habt auch alles wieder beisammen. Viel Spass euch beiden noch. Bis bald und liebe Grüße

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