Gaijin. Japan 2019: Maritimes Jedermann-Judo

Die Stammleserschaft weiß es: Am Ende gehen sie baden. Auch diesmal soll es nicht anders sein und die Reiseleitung läutet die Badesaison mit einem Trip auf die Insel Okinawa ein. Doch Insel ist nicht gleich Insel – besonders im Fall von Japan, wo alles Insel ist. So kann Okinawa, besser die angeflogene Destination Naha, nur wenige der idealisierten Inselattribute für sich reklamieren. Statt entspanntem Schnorcheln mit Korallen müssen die Wandervögel in Betonschluchten auf Ampelphasen achten, um nicht überrollt zu werden. Da Naha einen Markt besitzt gibt es für die Wandervögel kein Halten. Das Produkt des Tages, zwischen allerlei Wal-Souvenirs, sind fischförmige Hausschlappen.

In der anliegenden Fußgängerzone präsentiert ein Nachwuchs-Kleinkünstler sein Können. Der Fokus liegt auf Jonglage, allerdings steht er offenbar noch am Anfang seiner Karriere und kommt immer dann ins Straucheln, wenn er drei Objekte koordiniert durch die Luft bewegen möchte. Spannender ist da schon das Jedermann-Judo am Ende der Einkaufsmeile. In der originellen Variante verhakeln sich die Judoka mit den Händen im Gürtel des Kontrahenten um diesen schließlich mit Schwung und Kraft in den Sand zu legen. Zur Belustigung der Anwesenden streifen sich auch amerikanische Touristen die weißen Jacken über, müssen sich allerdings mit Trostpreisen zufrieden geben. Ohne Waffe ist der Amerikaner dann aufgeschmissen.

Um den Tag maritim-sportlich ausklingen zu lassen, machen sich die Wandervögel auf dem Weg zu einem der Stadtstrände. Eigentlich naheliegend wird die Anreise durch eine falsche Entscheidung an einer Kreuzung zum Gewaltmarsch. So finden sich die Verirrten schließlich auf einer Autobahnbrücke wieder. Die weiteren Irrungen führen vorbei an einem innerstädtischen Golfplatz und einer Tempelanlage – wie abzusehen bei sengender Sonne und wolkenlosem Himmel. Doch schließlich wendet sich das Blatt und in der Abendsonne kommen die Wandervögel dann doch noch – inmitten ihrem Nachwuchs das Schwimmen beibringenden japanischen Vätern – in den Genuss, sich im abgekordelten Nichtschwimmer-Bereich des Meeres zu versenken.