Mzungu. Ostafrika 2018: Laguna matata

Aufgrund seiner insularen Lage ist Sansibar von Wasser umgeben. Praktisch, denken sich die Wandervögel, die sich nicht nur am Anblick von Großwild erfreuen, sondern auch die vielfältige Fauna Neptuns schätzen – auf dem Teller sowie live und in Farbe. Klingelingeling vor der Tür steht der maulfaule wie arbeitsscheue Fahrer, der die Reisenden aufs Meer bringen soll. Rumpelig geht es durch die Lande, zu keiner Zeit jedoch ein Fahrerlebnis, dass mit Ugandas Wegen vergleichbar wäre.

Am brandenden Ort schockschwere Not: Viele auf den ersten Blick unangenehme Menschen. An E-Zigaretten saugende Breithintern, das Haar zu Reisezwiebeln verhuscht, krebsrote Trägertop-Typen, die darauf warten, dass heiße girls sie fragen, wie sie ihren body so shapen. Gebetsmühlenartig schicken die Wandervögel Stoßgebete zum höheren Wesen, das die Gruppenverteilung vornimmt. „Bitte keine Prolls. Bitte keine Partymäuse. Bitte keine Sabbeltaschen. Bitte, bitte, bitte!“

Das Schicksal meint es wider Erwarten gut. Einzig das Pariser Hipsterpaar Jaques und Jaqueline – jeweils vom großen Zeh bis zum Kiefer geschmackfrei tätowiert – er sein Krafttier auf dem Rücken, sie „be yourself“ auf dem brasilbeslipten Hintern – ziehen die Blicke auf sich. Ihre Augen hinter Untertassen-großen vollverspiegelten Sonnenbrillen verborgen ertragen sie geduldsam das selbstverschuldete Schicksal. Doch als die Ausrüstung ausgegeben wird, ist auch der Ruhm vorbei. Die Schnorchel in die Schnäbel und ab über Bord.

Entgegen der hohen Erwartungen an farbenfröhliches Treiben blicken die Tauchervögel auf die Reste einer einst sicher blühenden Unterwasserlandschaft. Grau wie das sauber abgenagte Skelett eines Urzeitriesens liegt das Riff auf dem Grund. In Fugen nisten auf nackte Touristenquanten lauernde Seeigel, einsam ziehen Seeschlangen ihren Kreise und ein knappes Dutzend Zebrafische schwärmen im Zickzackkurs umher. Kein Grund etwas so Ödes noch zu schützen, stattdessen sicher die ideale Lage für eine Bohrinsel.

Die zweite Runde im aquatischen Zeitplan führt auf eine schneeweiße Insel auf der 20 Minuten zur freien Verfügung stehen. Jacqueline nutzt die Aufmerksamkeit der knapp 200 aus diversen Booten angelandeten nach ausgiebigen Dehnübungen für eine kleine Demonstration ihrer Flexibilität. Im Spagat wölbt sie Jaques ihren Hintern derart entgegen, dass es das Lycra-Material ihres knappen Schlüpfers auf eine ungekannte Belastungsprobe stellt. Um nicht aus Versehen von über den Strand schießenden Bademoden getroffen zu werden, tauchen die Wandervögel lieber ab. Der Rest stiert sich sie Augäpfel kaputt.

Nach einem weiteren Tauchgang landet die Gurkentruppe auf Mampfi-Island, wo die Vorhut bereits die Grille angefeuert hat. Schlapp, schlapp, schlapp fliegt aus den Kellen Reis, Curry und Meeresfrucht satt auf die Teller. Noch bevor die Backentaschen leer sind, kommt der Nachtisch, ein kulinarischer Spaziergang durch den tasanischen Obstgarten. Zur großen Freunde der Wandervögel plappert die vis a vis sitzende Jaqueline jeden der von der Tourenleitung vorgetragenen Fruchtnamen nach. Es gibt immer ein erstes Mal, auch für Bananen. „Banana.“ „Banana!“ „Sehr gut, setzen!“

Voll wie die Stopflebergänse geht es ächzend wieder an Bord. Die Begeisterung der Reisenden für Planschen in der Mangroven-Lagune hält sich, ob der Vollgefressenheit, in eng bemessenen Grenzen. Um die Laune zu heben, heckt die Crew einen genialen dreischrittigen Plan aus: Segel setzen und Freibier auf Deck. Der dritte Schritt wird dann nach einer Seemeile als Überraschung serviert: Menschen in Delfinkostümen hopsen aus dem und in das Wasser. Vielleicht sind es auch echte Delfine. Aber wer braucht schon Delfine, wenn er mit Bier segeln lassen kann.

Mzungu. Ostafrika 2018: Haufenweise Unikate

Geduldig wartet Kassim anderthalb Stunden vor dem Flughafen von Sansibar-Stadt auf die Wandervögel. Aber der Fahrer kennt keine schlechte Laune und kommentiert auf dem Weg in die Stadt fröhlich plappernd alles links und rechts des Weges. Grundsätzlich, so seine Ausführung der Lokalmentalität, seien 99 Prozent der Sansinesen total tolle Menschen, das letzte Prozent dafür ausgemachte halunkische Pupsnasen, die im Halbdunkel zwei Tage alten Fisch für Frischen verhökerten und Ausflugsreisenden mit hanebüchenen Forderungen das Geld aus der Tasche zögen. Aber nicht mit den Wandervögeln, denn wer Alicante in der Ferienzeit überlebt hat, der ist für alle Widrigkeiten der Welt gestählt – vielleicht mit der Ausnahme Südsudan.

Die Fahrt führt nach Stone Town, die Altstadt von Sansibar-Stadt. Im fahlen Schein der spärlichen Straßenlaternen tobt entlang der Promenade der Nachtmarkt. Tintenfisch verbrennt auf dem Grill, Zuckerrohr verändert in der Presse seinen Aggregatzustand von fest zu trinkbar und Roti-Kartoffelpuffer warten auf Nutella-Füllung. All das wäre furchtbar idyllisch, würde nicht aufgrund religiöser Idiotie der Genuss eiskalten Biers in der Öffentlichkeit verpönt und würden nicht jeder und seine Mutter schmeißfliegig an den Hosen-respektive Rockzipfeln der Wandervögel kleben und diese unablässig bequatschen, das beste Hähnchen am Stock/Schawarma/Kartoffelgebrät warte auf sie und müsste unbedingt verkostet werden.

Bei Licht betrachtet besteht die steinerne Stadt im Wesentlichen aus unsäglich dicht aneinander gezimmerten Wohnklötzen mit variabel kolonialem Charme. In den dunkleren Ecken mischen sich trotz zahlloser Kameras Abfall und Uringestank. In den helleren Ecken schieben die weißen Touristen einander vor sich her. Dicke Frauen kaufen leichte wehende Kleider, die sie schlank erscheinen lassen sollen, dünne Frauen kaufen sich zu Armreife windende Massai-Krieger, die Wandervögel Kühlschrankmagneten und vermeintlich historische Artefakte zur Dekoration der heimischen Wohnung. Praktisch ist, dass jedes der inhabergeführten Etablissements die gleichen Unikate verkloppt.

Alles in Stonetown ist Hakuna Matata. Niemand hat hier ein Problem mit irgendetwas. Am wenigsten, die durch die Gassen knatternden Mopeds, deren Fahrern nicht all zu viel an ihrem Leben zu liegen scheint. Hinter kunstvoll mit Messing-beschlagenen Türen darf man in der kolonialen Vergangenheit wühlen und Rupien aus Deutsch-Ostafrika als Souvenirs erstehen oder in Handarbeit hergestellte Marmeladen und Seifen – die Sansis kennen ihre weiße Kundschaft und deren Verlegenheit, Nippes mit in die Heimat schleppen zu müssen. Um sieben schließlich signalisiert die Dunkelheit den Ladenschluss. Klappe dicht, Affe tot, alles strömt ans Wasser, wo weit aufgerissene Augen dem Open-Air-Kino folgen und in den dunklen Ecken, in die der olle Mullah nicht guckt, wandert schon mal die Hand unter die Abaya der Nachbarin. Wie gesagt: Hakuna Matata und plötzlich ist dann auch wieder das Gepäck von Wandervogel 1 am Start. Das gute Gefühl frischer Unterhosen.

Mzungu. Ostafrika 2018: Mit Präzision nach Tansania

Das elende Gezuckel durch die Hauptstraßen von Entebbe hat den Wandervögeln den Ort gründlich verleidet. Statt wie geplant einen Tag lang durch die ungandische Hauptstadt zu ziehen, verschimmeln die Reisenden am Pool der Backpacker-Unterkunft. Doch der Frieden soll nicht lange währen. Geschäftstüchtig wie die Betreiber von sich glauben mögen, eröffnen sie den Freizeitbereich der Unterkunft gegen ein Handgeld auch Außenstehenden. Links vom Pool dilettieren Urlauber gegen Einheimische im Beach-Volleyball, am rechten Beckenrand gibt ein Vater seinem Kind Schwimmunterricht. Dazwischen junge Entebberrinen und Entebber, die sich mit möglichst ungelenken Sprüngen vom Beckenrand zu übertreffen versuchen. Ausgelassene Menschen, die sich ungehemmt des Lebens freuen – der Horror.

Damit das Abenteuer dem Titel gerecht wird, brechen die Wandervögel am Folgetag zur Weiterreise in das benachbarte Tansania auf. Auf zu dessen halbautonomem Sansibar, um genau zu sein, um dort durch die Atolle zu schnorcheln, sich die Füße im strahlend weißen Feinkorn-Sand zu verbrennen, und diese von der rauschenden Brandung versöhnlich kühlen zu lassen. Doch vor den angestrebten Freuden steht ein weiterer unsäglicher Reisetag in der Verantwortung von *Trommelwirbel* Precision-Airways. Was kann bei so einem bescheidenen Namen schon schiefgehen? In bester Pannenvogel-Manier schallt aus den Kehlen der Stammleserschaft ein schadenfreudiges „ALLES!“ Und so soll es dann auch kommen.

Dass der Name der Fluggesellschaft sich nicht auf Pünktlichkeit bezieht, schließen die Reisenden aus der Tatsache, dass der Flieger weder an Ort und Stelle ist, noch das Flughafenpersonal in der Sache informiert ist. Irgendwann dürfen die Wandervögel dann über das Rollfeld über eine klapprige Treppe in den Bauch einer Propellermaschine klettern, die für den Tag ihr Zuhause werden soll. Entebbe, Kilimanjaro, Daressalam und viele Stunden, Starts und Landungen später schließlich dann auch Sansibar, wo die durchgerüttelten Wandervögel nach der Landung zusammen mit den anderen Passagieren im Gänsemarsch über das Rollfeld zucken. Aufgrund ihrer Zerstörtheit wissen die Wandervögel die poetische Symmetrie des Reiseverlaufs nicht zu würdigen und schleppen sich in ein Terminal, das den Husumer Bahnhof hauptstättisch wirken lässt.

Statt für die Beförderung des Sperrgepäcks auf die etablierte Lösung mechanischer Förderbänder zu setzen, legt man in Tansania Wert auf die persönliche Bindung. Die warnbewesteten Schleppo-Beppos hieven die Gepäckstücke auf Handkarren, ziehen diese über das Rollfeld und laden die Fracht schließlich Stück für Stück in der Ankunftshalle ab. Ihrem Namen alle Ehre machend, haben Precision Airways das Gepäck von Wandervogel 1 präzise verschlampt. Kein Problem für das Personal der Fluglinie, das darauf besteht, dass nichts verloren gegangen sei. In der Precision-Version der Ereignisse, hat sich die Tasche von Wandervogel 1 nämlich in einen zermatschten Rollkoffer verwandelt, den die Wandervögel doch bitte als den Ihren annehmen sollen – schließlich würde doch die Farbe stimmen. Die Wandervögel machen klar, dass sie dem Prinzip „Wundertüte“ nichts abgewinnen können und machen sich an das Ausfüllen der Verlustmeldung.

Mzungu. Ostafrika 2018: Teure Schnappschüsse

Über den Buschfunk verbreitet sich die Nachricht wie ein Lauffeuer unter Polizisten und Militärs: Die Wandervögel haben einen Fahrtag und wollen die 380 Kilometer vom Murchison Park nach Kampala abreißen. Die Schilling-prallen, schlachtreifen weißen Martinsgänse kommen angeknattert. Fahren brav weit unter den zuläßigen Höchstgeschwindigkeiten durch ärmliche Andeutungen von Zivilisation, die sich mit Wildnis abwechselt. Barfußkinder, Busch, Barfußkinder, Busch. Wider erwarten zeigen die uniformierten Wegelagerer wenig Interesse, nach dem absehbaren Herauswinken folgen aufgesetzt freundliche Plausche über Abfahrtsort und Fahrtziel, verbunden mit dem Hinweis stets vorsichtig zu fahren. Es läuft zu gut.

Beim Überqueren der Karuma Wasserfälle will Wandervogel 2 das brausende Schauspiel der Wassermassen festhalten und liefert mit seinem Vorhaben der Willkür eine Steilvorlage. Hinter einem Felsen am Brückenkopf springt ein fleckgetarter kleiner Ugander mit Kalashnikov hervor. Geschrei, Gestikulieren, mehr Geschrei. Links ranfahren. Geschrei, Geschrei, Geschrei. Das Fototelefon solle er hergeben. „No photo, no photo, no photo. Get out car. Give phone here.“ Den Mangel an grammatikalischer Kompetenz macht der Schreiende und fortlaufend anlaufendere Flecktarn-Gnom durch Lautstärke wett. Zack ist das iPhone weg. Mit dem Karabiner winkt er Wandervogel 2 auf die andere Straßenseite zum Prozess. Der folgt den Anweisungen achselzuckend.

Das Schauspiel beginnt. „I am so sorry!“ „What you sorry for?“ „You seem to be angry. I am very sorry for that.“ „Angry, angry, why angry?“ Wandervogel muss in den ausgespuckten Worten die Frage erst erkennen und passt sich schlagartig dem Sprachniveau an, um einer weiteren Komplizierung der Lage vorzubeugen. „Angry because photo?“ Volltreffer, das war das Stichwort um die Angelegenheit zur Eskalation zu bringen. Der Gnom schreit speiend seine rhetorischen Fragen und schwenkt dabei triumphierend das Smartphone: „Who tell you to make photo? Why you make photo here? Who tell you?“ Der Speichel schlägt Blasen in seinen Mundwinkeln, er jappst und deutet hinter den Wandervogel auf seinen Kollegen. „You speak collegue.“ Ring frei für Runde zwei.

Der jüngere Kollege begrüßt den Wandervogel mit den Worten „Hello, big white man!“, denen er einen ironischen Unterton verleiht, wenngleich sie den Wandervogel in der gegenwärtigen Konstellation recht klar beschreiben. Der big white man fragt, ob ein Geldgeschenk dazu beitragen könnte, dass die Karabiner nicht mehr auf seine Person gerichtet, das Smartphone von Besitzer zu Eigentümer wechseln und die Wandervögel ihre Reise fortsetzen könnten. Verständnisvolles nicken, ein Griff in die Tasche, 20.000 Schilling sind das Erstgebot. Fragend blickt der Kollege zum Kollegen, das HB-Männchen geht steil. Geschrei. 20.0000? Frechheit! Zwan-zig-tau-send! Das müsse man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. ZWAN-ZIG-TAU-SEND für so eine Tat. 50.000 und die Sache ist geritzt. Angenehme Weiterfahrt und immer an den Blutdruck denken.

Bei der spätnachmittaglichen Einfahrt erscheint die ugandische Hauptstadt als ein in den letzten Zügen liegender Patient. Die mittlerweile viel zu engen brüchigen und vielgeflickten Adern verstopft von Moped-Taxis, übervollen Kleinbussen und Kleinwagen mit von Rissen durchzogenen Frontscheiben. Je größer die Nähe zum Herzen der Stadt, desto stärker pumpt der Druck die blechernen Klumpen schwallweise durch die Kreuzungen und Kreisverkehre, an denen Ampeln lediglich dekorativen Charakter haben und selbst basale Verkehrsregeln außer Kraft gesetzt werden. Minutenlang ruht Kampala regungslos und ohne Puls, dann wieder ein Aufbäumen, Aufatmen und erneutes In-sich-Zusammensinken. Todgesagte leben lang. 13 Kilometer ugandischer Innenstadt in 180 Minuten.

Mzungu. Ostafrika 2018: Nilistisches Geflatter

Nach einer durchschwitzen Nacht im Hotel Nirgendwo setzen die Wandervogel die Reise in den Murchison Nationalpark fort. Bei Tageslicht mutet die asphaltierte Straße weit weniger bedrohlich an. Jedoch zeugen zu blutigfelliger Schmiere zerfahrene Kleinsäuger davon, womit sich die Wandervögel bei einer nächtlichen Weiterfahrt hätten amüsieren dürfen. Irrer noch: In Fahrbahn-Schlaglöchern wachsende mit Flatterband dekorierte Bäume und Fahrzeuge bespringende Paviane, die auf deren Motorhauben hocken. Ausnahmsweise haben die Wandervögel alles richtig gemacht.

Es folgt das übliche Afrika-Idyll. Mit Zuckerrohr überladene LKW locken herabfallende Stengel aufklaubende Kinder auf die Straße. Die Schulklasse wird im Sportunterricht mit Macheten ausgestattet und mäht mit ausladenden Schwüngen die Grünfläche der Bildungseinrichtung. Im Schatten der Bäume wegelagern die korrupten Polizisten. Hallo. Alles klar? Tolles Land, oder? Ach aus Deutschland. Ja Deutschland sei bestimmt auch toll. Gerne hätte er was aus Deutschland. Wandervogel 2 drückt dem Schwein die halbleere Tüte Weingummi-Mini-Schnuller in die Hand. Oh Mini-Schnuller? Die Irritation reicht für die Weiterfahrt die nach Stunden im Drei-Sterne-Zeltlager mit Seeblick vor den Toren des Murchison Nationalparks endet.

Die Einfahrt in das Wildreservat erweist sich als eine weitere Nervenprobe für die Fahrerin und den bequemen Beifahrer. Die von Sumpfland gesäumte Buckelpiste weicht einem See von unbekannter Tiefe. Wandervogel 1 bedeutet dem Beifahrer auszusteigen und den See auf Passierbarkeit hin zu prüfen. In Ermangelung eines Stocks oder ähnlicher Werkzeuge tritt Wandervogel 2 vorsichtig den Marsch in das Nass an. Zwar reicht der See ihm an seiner tiefsten Stelle lediglich bis zum Knie, an Dämlichkeit ist das Bildnis des kurzhosigen weißen Mannes auf Kneipkur im Busch allerdings kaum zu überbieten. Es folgt ein Festfahren mit Aufsetzen, dass sich jedoch durch den gezielten Einsatz von eigener Muskelkraft auflösen lässt. Schade, um die frische Hose.

Das gelangweilte Personal am Parkeingang weiß mit den Eintrittskarten ebensowenig anzufangen wie mit den desbezüglichen Erklärungen der Reisenden. Nach einer Viertelstunde Zeitvergeudung in der sengenden Sonne erscheint die Frau vom Schrankenwärter Thiel, die dem Unsinn ein Ende bereitet, indem sie die Karten durch das Lesegerät zieht und eine gute Weiterreise durch die Anlage wünscht. Purer Zynismus, wie sich nach wenigen Metern herausstellt: die Fahrt auf der verschlaglochten und weggeschwemmten Nationalpark-Buckelpiste gleicht einer nicht enden wollenden Wurzelbehandlung ohne Betäubung. Die Tierwelt scheint das Geratter und Geschepper des Wandervogel-Mobils nicht zu scheren. Antilopen, Warzenschweine und Elefanten lassen sich nicht stören. Nach einer guten Stunde stehen die Wandervögel dann am Nil.

Aufgrund positiver Erfahrungen auf dem Wasser entschließen sich die Wandervögel zu einer Flußkreuzfahrt. Mit an Bord eine Horde betagter All-inclusive Holländer. Aufgrund der aufziehenden Gewitterwolken beschließen die verweichlichten Tulpenzüchter sich in Plastikponchos zu hüllen, deren Geflatter die klangliche Untermalung für den Rest der Flussfahrt darstellt. In viel zu großer Entfernung geht es vorbei an Flusspferden, Elefanten und Rothschild-Giraffen hin zu den aus seesicht unspektakulären Murchison Falls, deren Spülkraft schmutzig schaumige Kronen auf dem Nil produziert. Nach der unterwältigenden Schifferei, entschädigt der Zufall: In Spuckweite des parkenden Wandervogelmobils frisst sich ein Elefant am Ufergrün satt und läßt sich dabei aus nächster Nähe bestaunen.